Kirchentag zu Ende Höppner: Auch mit Taliban Friedensgespräche führen

Köln (RPO). Mit einem Gottesdienst ist der Kirchentag in Köln am Sonntag zu Ende gegangen. Dabei rief Kirchentagspräsident Reinhard Höppner auch zu Friedensgesprächen mit Terroristen und Taliban-Kämpfern auf. Rund 100.000 Menschen verfolgten den Abschlussgottesdienst am Kölner Rheinufer.

Kirchentag in Köln
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"Nur wo auch mein Feind einen menschenwürdigen Platz hat, kann Frieden werden", sagte Höppner. "Auch die Taliban und die Terroristen? Jesus sagt: Liebet eure Feinde. An Schärfe lässt sich das Wort Gottes kaum überbieten. Ja, auch sie gehören an den Verhandlungstisch", forderte der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.

Eine zentrale Botschaft des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags sei, dass Spiritualität und Weltverantwortung untrennbar zusammengehörten, sagte Höppner weiter. Das fünftägige Glaubensfest stand unter dem Leitwort "Lebendig und kräftig und schärfer". Das Wort Gottes lasse die Menschen schärfer sehen, was in der Welt passiere. Zwar sei das Fest des Glaubens nun zu Ende, doch die Kirchentagsbewegung gehe weiter - "lebendig und kräftig und schärfer", betonte Höppner.

Pfarrerin Mechthild Werner rief die Menschen in ihrer Predigt zu mehr Einsatz für Gerechtigkeit und den Schutz der Schöpfung auf. Dies gelte trotz der Ohnmachtsgefühle, die immer wieder aufkämen -gerade angesichts der dürftigen Ergebnisse des G-8-Gipfels. Sie forderte einen Klimawandel in den Köpfen und in den Herzen. "Es wird ein weiter Weg, für die Schöpfung einzutreten, aber der Schöpfer geht voran", sagte Werner, die neben anderen jahrelang in der ARD das "Wort zum Sonntag" gesprochen hat.

Zu dem Christentreffen hatten sich knapp 110.000 Dauerteilnehmer angemeldet, dazu kamen mehrere zehntausend Tagesteilnehmer. Beim "Abend der Begegnung" am Mittwoch zählten die Veranstalter in der Innenstadt und am Rheinufer sogar rund 400.000 Menschen. Unter den prominenten Kirchentagsgästen waren die Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und Muhammad Yunus, zahlreiche Kirchenvertreter, nahezu das gesamte Bundeskabinett einschließlich Kanzlerin Angela Merkel sowie Bundespräsident Horst Köhler.

Köhler und Merkel warnten am Samstag vor einer westlichen Überheblichkeit gegenüber Afrika. "Es wird immer noch von oben nach unten geschaut", sagte der Bundespräsident. Merkel verteidigte bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach dem G-8-Gipfel nachdrücklich die Ergebnisse von Heiligendamm. Der Gipfel sei aber nur ein Schritt von ganz vielen auf der ganzen Welt, sagte Merkel. Man müsse in diesem Zusammenhang aufhören, auf Erlösungserlebnisse zu hoffen, mit denen die Probleme der Welt vom einen Tag auf den anderen gelöst würden.

Yunus kritisiert G-8-Gipfel

Friedensnobelpreisträger Yunus, der mit Merkel über das Thema "Weltwirtschaft gestalten" diskutierte, zeigte sich enttäuscht über den G-8-Gipfel. Das ursprüngliche Ziel, die Armut in der Welt bis zum Jahre 2015 zumindest zu halbieren, werde offenbar nicht weiter verfolgt, kritisierte der Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, erklärte, das Treffen habe Wege im vertrauensvollen Umgang der Kirchen miteinander gezeigt. Der Kirchentag habe bei der Ökumene Lust auf mehr geschaffen. Trotzdem müsse man Geduld haben. Ausdrücklich lobte Schneider den Kölner Kardinal Joachim Meisner, der sich in einer Weise dem Kirchentag geöffnet habe, "wie wir das vorher nicht für möglich gehalten hätten".

2008 gibt es den 97. Katholikentag in Osnabrück. Der nächste evangelische Kirchentag findet im Jahr darauf in Bremen statt. Für 2010 ist der zweite Ökumenische Kirchentag in München geplant.

(ap)
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