Sieben Prozent der Flüge sollen starten Himmel über Deutschland füllt sich langsam

Frankfurt/Berlin (RPO). Nach der Lockerung des Flugverbots über Europa kommt der Luftverkehr in Deutschland nur langsam wieder in Gang. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) rechne für Dienstag mit 700 bis 800 Sichtflügen, sagte ihr Sprecher Axel Raab. Dies entspreche etwa sieben Prozent des normalen Verkehrsaufkommens.

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In den Nachbarstaaten entspannte sich die Lage stärker: In ganz Europa sollten nach Angaben der Flugsicherung Eurocontrol 14.000 Flüge starten und landen, etwa die Hälfte des normalen Betriebs.

Der Deutsche Wetterdienst geht davon aus, dass sich die Aschewolke in der Nacht zum Mittwoch mehr nach Süddeutschland verlagern wird. Wegen der Flugausfälle muss der Autobauer BMW in drei deutschen Fabriken die Produktion unterbrechen.

Luftraum bis 20 Uhr gesperrt

Der Luftraum über Deutschland blieb bis Dienstag 20.00 Uhr gesperrt. Dennoch starteten viele Maschinen mit Ausnahmegenehmigungen, um im Sichtflug unter der Wolke hindurchzufliegen. Allerdings sind auf diese Art bei weitem nicht so viele Flüge wie gewöhnlich möglich: Mit üblicherweise 9000 Flügen pro Tag ist der deutsche Luftraum einer der verkehrsreichsten der Welt. Sichtflüge sind nur bei Tag und gutem Wetter möglich. Im benachbarten Ausland wurden Flugverbote, die wegen des Risikos von Triebwerksschäden durch Lavateilchen erlassen worden waren, weitgehend aufgehoben.

Der Flughafen München wickelte am Vormittag gut 60 Starts und Landungen ab, etwa 15 Prozent des üblichen Verkehrs. Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa wollte am Dienstag 200 Verbindungen bedienen. Damit sei die Airline zwar noch weit von einem Normalbetrieb entfernt, die meisten Langstreckenflüge könnten jedoch starten, sagte eine Sprecherin.

Auch der größte deutsche Konkurrent Air Berlin wollte möglichst viele der geplanten rund 650 Flüge starten lassen. Die Lufthansa-Tochter Germanwings plant ab Mittwoch die Rückkehr zum regulären Flugbetrieb, abhängig vom Wetter.

Mit einer Entspannung der Situation in Deutschland rechnet der Deutsche Wetterdienst erst in der Nacht zum Mittwoch und nur im äußersten Norden Deutschlands. Schleswig-Holstein und das nördliche Niedersachsen würden dann wohl nicht mehr durch die Asche-Wolke beeinträchtigt.

Messflug-Ergebniss werden ausgewertet

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im bayerischen Oberpfaffenhofen wertete unterdessen die Ergebnisse eines Messfluges vom Montagabend aus. Danach soll der Bericht an das Bundesverkehrsministerium, die Deutsche Flugsicherung und den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet, die über das weitere Vorgehen entscheiden.

Auch die Lufthansa wollte am Nachmittag vom Frankfurter Flughafen einen Messflug starten, der einen Klimaforschungs-Container des Max-Planck-Instituts an Bord haben sollte. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht bisher nicht von einem Gesundheitsrisiko durch die Asche-Wolke aus.

Die Bundesregierung will sich im Streit um Flugverbote nicht von der Kritik der Fluggesellschaften unter Druck setzen lassen. Die Sicherheit habe Vorrang. "Wir werden den Zuständigen deshalb nicht ins Handwerk pfuschen", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier. Verkehrsminister Peter Ramsauer will die Haltung der Regierung am Mittwoch in einer Regierungserklärung erläutern.

Anträge auf Staatshilfen liegen der Regierung nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bisher nicht vor. Air Berlin will dies allerdings prüfen. Ein Sprecher des internationalen Luftfahrtverband IATA sagte Reuters TV, sein Verband beobachte das Thema Staatshilfen sehr genau. Nach IATA-Schätzung verlieren die Fluggesellschaften täglich mindestens 200 Millionen Dollar Umsatz durch die Ausfälle.

Den deutschen volkswirtschaftlichen Schaden durch das Flugverbot schätzt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) auf etwa eine Milliarde Euro täglich. BMW teilte mit, wegen fehlender Elektronikbauteile, die der Konzern weltweit einkaufe und einfliegen lasse, müssten ab Dienstagabend nacheinander die Werke Dingolfing, Regensburg und München die Produktion einstellen.

Aschewolke hängt tiefer

Der isländische Vulkan produziert nach Angaben von Meteorologen inzwischen eine tiefer hängende Asche-Wolke, die mehr Lava und weniger Asche als bisher enthält.

Die Wolke treibe nach Aussage eines Piloten auf knapp 5000 Metern Höhe, einen Kilometer tiefer als zuvor, sagte der Meteorologe Björn Einarsson Reuters. Der Vulkan spucke immer noch stetig, aber die Asche-Wolke sei viel kleiner, weil kein Wasser zur Vermischung da sei.

(RTR/csr)
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