Trauergottesdienst Heidenheim nimmt Abschied von Maria Bögerl

Heidenheim (RPO). Fast 1000 Menschen haben am Mittwochnachmittag in Heidenheim bei einem Trauergottesdienst Abschied genommen von der entführten und ermordeten Bankiersgattin Maria Bögerl genommen. "In Heidenheim ist nichts mehr, wie es war", sagte ein Freund der Familie in einer Predigt in der Dreifaltigkeitskirche.

 Familie und Bevölkerung nehmen Abschied von der ermordeten Bankersgattin Maria Bögerl.

Familie und Bevölkerung nehmen Abschied von der ermordeten Bankersgattin Maria Bögerl.

Foto: ddp, ddp

Der sinnlose Tod hinterlasse Verzweiflung, Wut und Leere, erklärte Pfarrer Scheid, der Maria Bögerl und ihren Mann vor 34 Jahren getraut hatte. Vor dem Gottesdienst hatte die Familie zunächst alleine an dem mit roten Rosen geschmückten Sarg Abschied genommen.

Nach einem Trauergottesdienst für Verwandte, Freunde und Bekannte in der Kirche ihres Heimatortes Schnaitheim am frühen Morgen strömten am Mittag etwa 1000 Bürger aus der Stadt zur katholischen Pfarrkirche. Vor zunächst verschlossenen Türen trugen sie sich in ein Kondolenzbuch ein.

Ein Teil der Trauergäste verfolgte die Aussegnung über Lautsprecher, die auf dem Vorplatz aufgestellt waren. "Sprachlos, hilflos, ratlos", so habe der Mörder von Maria Bögerl die Menschen in ihrer Umgebung hinterlassen, sagte der Pfarrer: "Das Unbegreifliche macht uns Angst. Die Warum-Frage beschäftigt uns. Warum Maria Bögerl, die niemandem etwas zuleide getan hat?"

"Der Mord verändert Heidenheim"

Ein Freund der Familie, der schon bei der Hochzeitsfeier in der Kirche vor 34 Jahren eine Predigt gehalten hatte, schilderte die Ermordete als eine lebensfrohe Frau, die viel gelesen und sich dabei auch mit der Frage nach dem Grund für Leid beschäftigt habe. Ihr soziales Engagement in Heidenheim habe ihr hohe Achtung bei den Mitmenschen eingetragen. Er habe beobachtet, dass die Ermordung von Maria Bögerl die Stadt Heidenheim und ihre Bürger verändert habe. Der Verdacht, dass der Täter aus der Region stamme, mache die Menschen offenbar verschlossen und misstrauisch.

Nach dem Beatles-Song "Yesterday" erinnerten auch die beiden Kinder von Maria Bögerl am Mikrofon in bewegenden Worten an ihre Mutter und sprachen über ihre Trauer und Verzweiflung. Nach dem Gottesdienst geleitete die Familie den Sarg zum Leichenwagen. Bisher ist nicht bekannt, wann und wo Maria Bögerl zu Grabe getragen wird. Für den Donnerstag ist ein weiterer Trauergottesdienst in der Kapelle des benachbarten Nietheim angesetzt.

Die Frau war am vergangenen Donnerstagabend erstochen in einem Waldstück entdeckt worden. Der Hund eines Spaziergängers hatte die Leiche gefunden. Die 54-Jährige war am 12. Mai aus ihrer Wohnung entführt worden. Kurz darauf erhielt ihr Mann, der Vorstandsvorsitzender einer örtlichen Bank ist, per Telefon eine Lösegeldforderung über 300 000 Euro. Bei dem Anruf konnte der Ehemann kurz mit seiner entführten Frau sprechen. Sie sagte ihm, dass sie sich in Lebensgefahr befinde. Die geplante Geldübergabe platzte. Daraufhin meldeten sich die Entführer nicht mehr.

Suche nach Tätern geht weiter

Zur Fahnung nach dem Entführer und Mörder der Bankiersfrau Maria Bögerl hat die Polizei neue Fakten des Verbrechens veröffentlicht. Die 80-köpfige Sonderkommission hofft auf Zuschauerhinweise durch die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". Darin wurde am Mittwochabend zum zweiten Mal um Mithilfe der Bevölkerung gebeten. Am Mittwoch fand die Trauerfeier für die 54-Jährige in Heidenheim statt.

Die Kripo gab bekannt, dass der Entführer eine "Handschließe" (Handschellen) benutzte, als er die 54-Jährige aus ihrem Wohnhaus in Heidenheim-Schnaitheim in deren eigenem Auto verschleppte. "Sie ist silberfarben und trägt auf beiden Vorderseiten in Großbuchstaben die Herstellerbezeichnung 'BIANCHI'. Auf einer Rückseite befindet sich auf einem beweglichen Bügel der Schriftzug 'Taiwan'. Die Schließe ist nicht neuwertig und zeigt Gebrauchsspuren", teilte die Polizei mit. Sie erhofft sich Hinweise auf die Vertriebswege und Besitzer solcher Handschellen.

Ein zentraler Ansatzpunkt der Ermittlungen ist weiter das einzige Telefongespräch des Täters mit dem Ehemann der Entführten, dem Heidenheimer Sparkassenchef Thomas Bögerl, am 12. Mai gegen 11.25 Uhr. Der Entführer forderte 300.000 Euro Lösegeld, nannte sich "Schmid", sprach schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "Machen Sie keine Sperenzchen!". Der Anrufer wirkte ruhig und beherrscht. Bögerl geht aufgrund der Stimme davon aus, dass der Mann mittleren Alters ist.

Die Soko "Flagge" geht davon aus, dass der Täter sich in der Region auskennt. Er dürfte die Lebensumstände der Familie Bögerl, den Geldablageort an der Autobahn 7 und den Abstellort des A-Klasse-Mercedes von Maria Bögerl am Kloster Neresheim ausgekundschaftet und unter Umständen mehrfach aufgesucht haben.

(DDP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort