Der Spieletrend zu Weihnachten Hatchimals verzweifelt gesucht

Düsseldorf · Sie sind der Spieletrend zu Weihnachten - und fast überall vergriffen. Hatchimals schlüpfen aus dem Ei und wollen wie ein Baby umsorgt werden. Die interaktiven Küken erinnern an eine Kreuzung aus den Tamagotchis und Furbys der 90er.

 Kinder mit Hatchimals (Archiv).

Kinder mit Hatchimals (Archiv).

Foto: dpa, dka fgj

Die Verkäuferin schüttelt den Kopf. "Nein, haben wir nicht mehr", sagt sie zu einer Kundin am Telefon. Ab wann wieder? "Ab März - hoffen wir. Ja, tut uns leid", fügt sie noch hinzu und legt dann auf. So geht das schon die ganze Vorweihnachtszeit, sagt sie zu den wartenden Kunden in der Spielwarenabteilung des Kaufhauses. Dann schaut sie hoch und blickt in die enttäuschten Gesichter von Müttern, Tanten und Großeltern, die schon wissen, auf was sich dieses Nein bezogen hat. "Hatchimals, oder?", fragt eine der Kundinnen. Die Verkäuferin nickt. "Alles ausverkauft, seit Wochen."

Schlüpfende Tiere

Wer damit noch nicht in Berührung gekommen ist, wird zunächst dreimal fragen, wie die Plüsch-Vögel heißen. Der Name leitet sich aus dem Englischen "to hatch" ("schlüpfen") und "animal" ("Tier") ab und bezeichnet laut Hersteller ein "zauberhaftes Fabelwesen zum Kuscheln und Spielen". Die flauschigen Tiere, die aus einem Ei schlüpfen, wenn man sich genug um sie kümmert, stehen auf den Wunschzetteln vieler Kinder zu Weihnachten. Die Nachfrage in Deutschland ist wie auch in anderen Ländern nach Angaben des Herstellers Spin Master "überwältigend". Zahlen will man dort "momentan" aber nicht nennen. Nur einige Händler verfügten noch vereinzelt über Exemplare. Nachschub zu den Geschäften sei unterwegs, werde aber erst im neuen Jahr eintreffen, erklärt eine Sprecherin. Im Internet werden die ursprünglich 70 Euro teuren Exemplare für ein Vielfaches gehandelt. Das heißt, für viele Kinder wird ihr Weihnachtswunsch nicht in Erfüllung gehen.

Vor allem bei Mädchen im Grundschulalter sind die ursprünglich aus Kanada stammenden plüschigen Wesen mit den großen Augen gefragt. Deutschland haben sie Anfang Oktober erreicht. Von den zwölf Zentimeter großen Figuren gibt es zwei verschiedene Charaktere, die "Pengualas" und die "Draggles", in je vier Farbvarianten. Sie schlüpfen wie echte Küken aus einem gesprenkelten Ei - das geschieht aufgrund von eingebauten Bewegungssensoren aber nur, wenn gerade auch mit dem Ei (15 Zentimeter groß) gespielt wird. Bereits vor dem Schlüpfen kommunzieren die Tiere durch die Schale per LED-Licht und Klopfgeräusche mit der Außenwelt. Ist die Schale durchbrochen, macht das Hatchimal drei Entwicklungsphasen - vom Baby übers Kleinkind bis zum Kind - durch. Je nach Phase braucht es unterschiedliche Zuwendung. Durchs Spielen lernt der Vogel neue Töne und Bewegungsabläufe, es kann schließlich sogar tanzen und verständliche Wörter nachsprechen. In der Fachwelt nennt man sie "lernfähige Robotic-Fabelwesen".

Erfolge bereits in den 1990er Jahren

Mit Figuren, die aus dem Ei schlüpfen, feierte die Spielewelt bereits in den 90er Jahren große Erfolge. Damals waren es virtuelle Küken, die wie ein Haustier umsorgt werden wollten und bei mangelnder Pflege starben. Zur Erinnerung: Die Tamagotchis piepten aufdringlich, wenn ihnen der Magen knurrte, sie aufs Klos mussten oder einfach liebkost werden wollten. Je nachdem, ob es Nahrung, Medizin oder einfach einen Ansprechpartner suchte, erschien im Display des Tascheneis das jeweilige Signal. 2004 wagte die japanische Spielzeugfirma Bandai ein mäßig erfolgreiches Comeback.

Sie sterben nicht

Nach den Hatchimals sind die Schulkinder von heute ebenso verrückt wie ihre Eltern vor knapp 20 Jahren nach den Tamagotchis oder den Furbys (Plüschtier mit Bewegungssensoren). Die Hatchimals wirken wie eine Kreuzung aus beiden. Doch heute gibt es einige Eltern - die möglicherweise aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit dem im Nachhinein betrachtet "nervigsten Spielzeug" der 90er - gar nicht so gerne wollen, dass ihre Kinder sich um ein interaktives Tier kümmern, wahrscheinlich weil es so viel Zeit bündelt. Andere sagen, dass Kinder, die kein echtes Haustier haben, auf diese Weise Verantwortung und Fürsorge lernen.

Wie groß der zeitliche Einsatz ist, hängt nach Ansicht der Entwickler von dem Kind ab. Geeignet sind die Tiere demzufolge für Kinder ab fünf Jahren. Es komme ganz darauf an, wie viel das Kind sich mit dem Hatchimal beschäftigen möchte, so die Sprecherin. Je mehr man mit dem Ei spielt, desto schneller schlüpft das Wesen auch. Man klopft an das Ei und dann klopft es aus dem Ei zurück. Wenn das Küken einschläft, muss man es drehen, dann wacht es wieder auf ... anders als die Tamagotchis werden sie "Rabenmüttern und -vätern" aber nicht das Herz brechen. Sie sterben nicht.

(RP)
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