TV-Talk „Hart aber fair“ Journalist provoziert mit Aussage über Öko-Muttis
Düsseldorf · Bei Frank Plasberg ging es am Montagabend um das Thema Umweltschutz – und in der Folge heiß zur Sache. Im ARD-Talk war vor allem „Spiegel“-Kolumnist Jan Fleischhauer meinungsfreudig. Das brachte ihm allerdings nicht nur Zustimmung ein.
Eine provokante These hatte Frank Plasberg zum Einstieg in seine Talkshow „Hart aber fair“ in Frageform aufgestellt. „Lügt sich Deutschland grün?“, wollte der ARD-Moderator von seinen Gästen wissen – und hatte in Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke den Fürsprecher für diese Behauptung. „Deutschland verfehlt jedes Klimaziel sowas von krachend“, sagte der 58-Jährige, „da kann man sich nur schämen.“
Für eine Reihe von Irritationen sorgte der „Spiegel“-Kolumnist Jan Fleischhauer, der für Jaenickes Appell, „aus der Konsumspirale“ auszusteigen, wenig übrig hat. Schließlich würden sich andere Länder ebenso wenig um Umweltschutz scheren: „Wer einmal in Thailand im Urlaub war, sieht, wie sorglos sie dort mit der Umwelt umgehen und merkt schnell, dass es nichts bringt, wenn wir in Deutschland die Schrauben immer mehr anziehen.“ Jaenicke konterte. Über 600.000 Tonnen an Müll würde Deutschland pro Jahr nach Asien verkaufen – viel davon würde am Strand und im Meer landen.
Fleischhauer, der in München lebt, sieht Umweltschutz als Privileg für diejenigen, „für die Zeit keine knappe Resource ist und die es auch sonst gut im Leben getroffen haben.“ In seiner Stadt gebe es einen Bio-Markt, der ohne Verpackungen auskommt. Er habe sich angesehen, wer dort einkauft. „Das sind in der Regel Frauen zwischen 35 und 45, die gerade ihre Blagen in der Kita abgegeben haben und kurz vor dem Pilates-Kurs stehen, das heißt alle Zeit der Welt haben.“ Damit stieß Fleischhauer im Netz auf viel Kritik. In seinem Stadtteil Bogenhausen sehe er: „Da gibt es zwei Bio-Supermärkte und ungelogen sieben Porsche-SUV vor der Haustür.“
Der Journalist konnte aber auch einen Wirkungstreffer landen. „Es gibt zum Beispiel Menschen, die viel zu viel fliegen, aber dann über die Plastiktüten reden“, sagte er in Richtung Jaenickes – der lebt nämlich in München und den USA und pendelt. Der Rettungsversuch des Schauspielers (“Ich mache einen CO2-Ausgleich) wirkte da eher unbeholfen.
Auch Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) stand im Kreuzverhör. Interessant war vor allem, dass sie forderte: „Es ist Zeit, dass Klimaschutz endlich konkret wird.“ Schließlich hatte sie sich vor Wochenfrist im ZDF noch minutenlang um eine klare Aussage zum Thema Tempolimit gewunden. Jaenicke attackierte die Ministerin konsequent. Sie stelle eine Politik dar, in der sich in Sachen Umweltschutz überhaupt nichts verändern würde.
Zu Gast war auch der 18-jährige Schüler Jakob Blasel, der Teil der Jugendbewegung „Fridays for Future“. Seit Monaten schwänzen er und seine Tausenden Mitstreiter freitags die Schule, um gegen die Umweltpolitik zu demonstrieren. Blasel war jüngst bereits auch zu einem Gespräch bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eingeladen. Wie er es fand, fragte Plasberg. „Ehrlich gesagt, vor allem enttäuschend“, antwortete der Schüler. Svenja Schulze lobte die jungen Aktivisten: „Ich finde das total klasse. Das muss alle in der Politik aufrütteln, dass wir etwas tun.“