Polizei erwartet Krawalle Hamburg vor dem Kampf um die "Rote Flora"

Hamburg · Schon in der Nacht zum Samstag wurde die Davidswache in Hamburg von Randalierern attackiert. Und am Samstag wollen Tausende für den Erhalt des besetzten linken Kulturzentrums "Rote Flora" und ein Bleiberecht für Flüchtlinge demonstrieren. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen und hat die Hamburger Innenstadt zum Gefahrengebiet erklärt.

 Die linksautonome Szene in Hamburg kämpft um den Erhalt der "Roten Flora".

Die linksautonome Szene in Hamburg kämpft um den Erhalt der "Roten Flora".

Foto: dpa, Christian Charisius

Angespannte Lage am vierten Adventswochenende in Hamburg: Mehrere Tausend Menschen werden an diesem Samstag zu einer Demonstration für den Erhalt des linken Kulturzentrums "Rote Flora" und ein Bleiberecht für Flüchtlinge erwartet. Die Polizei rechnet mit Ausschreitungen und hat ein Großaufgebot von mehr als 2000 Beamten aus mehreren Bundesländern zusammengezogen. Sie rechnet damit, dass bis zu 6000 Menschen durch das Schanzenviertel ziehen. Die Beamten stufen etwa die Hälfte der Teilnehmer als gewaltbereit ein. Schon am Freitagabend hatten mehr als 300 vermummte Randalierer auf der Hamburger Reeperbahn die Davidwache und davor parkende Polizeiautos mit Steinen beworfen.

Aus Sorge vor Ausschreitungen bei der Demonstration am Nachmittag hat die Polizei die gesamte Innenstadt zum "Gefahrengebiet" erklärt. Zwischen 14 und 23 Uhr können Beamte dort ohne konkreten Verdacht Menschen durchsuchen, in Gewahrsam nehmen und Platzverweise erteilen. Gegen 15 Uhr will sich der Demonstrationszug vor der "Roten Flora" in Bewegung setzen, zwei Kundgebungen sind vorgesehen.

Der Protest richtet sich gegen eine mögliche Räumung des seit mehr als 20 Jahren besetzten Kulturzentrums "Rote Flora", mit der Eigentümer Klausmartin Kretschmer gedroht hat. Die Rote Flora ist ein Autonomes Zentrum im Restgebäude des ehemaligen Flora-Theaters am Schulterblatt 71 im Schanzenviertel des Hamburger Stadtteils Sternschanze. Im November 1989 wurde es nach erfolgreichem Widerstand gegen einen Umbau zu einem Musicaltheater besetzt.

Außerdem geht es um ein Bleiberecht für Flüchtlinge und die "Esso-Häuser" an der Reeperbahn. Die Häuser waren in der Nacht zum Sonntag wegen Einsturzgefahr evakuiert worden. Alle Bürgerschaftsfraktionen hatten in den vergangenen Tagen parteiübergreifend zu einem friedlichen Protest aufgerufen. Wie an den bisherigen Adventssamstagen wollen auch Unterstützer der "Lampedusa-Flüchtlinge" demonstrieren.

Bei der Randale am Freitagabend waren sieben Streifenwagen so stark beschädigt worden, dass sie abgeschleppt werden mussten, wie die Polizei am Samstagmorgen mitteilte. Die Hintergründe der Ausschreitungen waren zunächst unklar, der Staatsschutz ermittelt.

Die Polizei war am Freitagabend mit 150 Beamten ausgerückt, um den Bereich um die Davidwache zu sichern. Die Randalierer zogen daraufhin weiter und verteilten sich in den angrenzenden Straßenzügen. Dort setzten sie Mülltonnen in Brand und warfen die Scheiben einer Sparkassenfiliale ein.

(dpa)
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