Verkehr auf Elbbrücken gestört Tritte und Schläge gegen Klimaaktivisten in Hamburg
Hamburg/Eindhoven · Während rund 500 Klimaaktivisten den Privatjet-Bereich des Flughafens der niederländischen Stadt Eindhoven blockiert haben, haben Klimaaktivisten der Letzten Generation in Hamburg die Elbbrücken stadteinwärts blockiert. Dabei ist es zu Gewalt gegen die Aktivisten gekommen.

Gewalt gegen Klimaaktivisten in Hamburg
Klimaaktivisten der Bewegung Letzte Generation haben am Samstag in Hamburg die Elbbrücken stadteinwärts blockiert. Vier Personen klebten sich nach Angaben der Polizei am Vormittag auf der Straße mit schnellbindendem Beton fest. „Der Verkehr steht“, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Über Stunden gab es Behinderungen. „Seit 15.30 Uhr rollt der Verkehr wieder.“
In den sozialen Netzwerken tauchte ein Video auf, in dem ein Lastwagenfahrer die Beherrschung verliert, einen Demonstranten von der Straße zieht und ihn in den Bauch tritt. „Dieser Vorfall ereignete sich, bevor die Polizei eingetroffen ist“, sagte ein Sprecher der Polizei dazu. Es sei eine Online-Anzeige eingegangen. Es werde ermittelt. Ein dpa-Fotograf berichtete zudem, dass aggressive Autofahrer mit Tritten und Schlägen auf die Blockade reagierten.
Da der Elbtunnel und die A7 wegen Bauarbeiten noch bis Montagfrüh gesperrt sind und die Elbbrücken damit die einzige Möglichkeit sind, von Süden nach Hamburg zu gelangen, kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Aktivisten selbst erklärten, zudem zwei Transporter auf der Straße quergestellt zu haben.

Die aufsehenerregenden Proteste der „Letzten Generation“
Auch im Nachbarland kam es zu Protestaktionen. Mehrere Hundert Klimaschutzaktivisten haben am Samstag den Privatjet-Bereich des Flughafens der niederländischen Stadt Eindhoven blockiert. Etwa 80 von ihnen wurden festgenommen, weil sie Aufforderungen der Polizei zum Verlassen des Geländes nicht nachkamen, wie die Nachrichtenagentur ANP meldete. Mitglieder der Gruppierung Extinction Rebellion hatten nach Polizeiangaben ein Loch in den Zaun geschnitten. Laut ANP waren schätzungsweise bis zu 500 Demonstranten beteiligt.
Die Start- und Landebahn hätten sie bewusst nicht betreten, um den normalen Flugverkehr nicht zu stören, erklärte Extinction Rebellion. Dennoch habe es infolge notwendiger Vorsichtsmaßnahmen Verzögerungen bei der Abwicklung von Flügen gegeben, sagte ein Airport-Sprecher. Privatjets seien allerdings nicht betroffen gewesen, da für Samstag keine solchen Flüge vorgesehen waren.

Tomatensuppe oder Teetasse - diese bekannten Kunstwerke wurden attackiert
Extinction Rebellion wollte mit der Aktion eigenen Angaben zufolge der Forderung nach Eindämmung des Flugverkehrs auf dem größten Regional-Airport der Niederlande Nachdruck verleihen. Insbesondere habe sich der Protest gegen die „Luxus-Luftfahrt“ gerichtet. Die Umweltverschmutzung durch Privatjets sei verhältnismäßig größer als durch den regulären Flugverkehr.
„Wir wollen einmal mehr gegen diese Art des Fliegens Stellung beziehen, die angesichts der Klimakrise nicht erlaubt sein sollte“, sagte eine Sprecherin der Gruppierung. Die Polizei leitete Ermittlungen gegen Teilnehmer der Aktion ein. „Sie sind ohne Genehmigung auf das Gelände des Eindhoven-Airports vorgedrungen und das ist eine strafbarer Handlung“, erklärte ein Polizeisprecher. Man habe den Demonstranten eine Frist bis 14.00 Uhr gesetzt, um friedlich abzuziehen. Eine Stunde später hätten Einsatzkräfte begonnen, Personen festzunehmen, die sich der Aufforderung widersetzten.
In Wien haben aus Protest gegen eine Konferenz der Gasindustrie Aktivisten einen Abschnitt des Donaukanals grün gefärbt. Verwendet worden sei das unschädliche Uranin, ein Fluoreszenzfarbstoff, teilte das Bündnis Extinction Rebellion mit. Einige Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten blockierten zudem eine Brücke über den Kanal.
Das Bündnis hatte Menschen aus ganz Europa zur Teilnahme an Protestaktionen in Wien über die kommenden Tage aufgerufen. Die Proteste richten sich gegen die Gasindustrie und ihre hohen klimaschädlichen CO2-Emissionen. Die dreitägige Konferenz beginnt am Montag. Eines der Themen sei die neue Rolle von Flüssiggas im Energiemix, hieß es auf der Webseite.
Studie: Reiche leben zigmal so klimaschädlich wie Normalbürger
Die reichsten Menschen in Deutschland emittieren nach einer „taz“-Datenanalyse zigmal so viel klimaschädliche Treibhausgase wie der Durchschnitt. Während die Ärmsten 2019 etwas über drei Tonnen CO2 pro Jahr emittierten, waren es beim reichsten ein Prozent etwa 105 Tonnen - also fast das 35-fache, wie die Zeitung am Samstag unter Berufung auf Daten des World Inequality Labs, einer Denkfabrik um den Ökonomen Thomas Piketty, berichtete. Unterteile man die Reichsten in noch kleinere Gruppen, steige diese Ungleichheit weiter: So werden laut „taz“ die Emissionen der reichsten 0,001 Prozent in Deutschland, etwa 800 Menschen, auf 11.700 Tonnen im Jahr geschätzt - das Tausendfache des deutschen Durchschnitts.
Zwischen 1991 und 2019 sind die Emissionen in Deutschland dem Blatt zufolge um etwa 34 Prozent gesunken, was vor allem an den ärmeren zwei Dritteln der Bevölkerung gelegen habe. Das reichere Drittel habe dagegen unterdurchschnittlich gespart.
Auch Klimaaktivisten prangern seit längerem die Schieflage an. So blockierten am Samstag mehrere Hundert Klimaschutz-Demonstranten den Privatjet-Bereich des Flughafens der niederländischen Stadt Eindhoven.
Auch die Entwicklungsorganisation Oxfam hatte die Reichen rund um den Globus im November als Klima-Schädiger angeprangert. Schon die Emissionen, die Milliardäre durch eigenen Konsum mit Privatjets, Superjachten und Luxusvillen verursachten, betrage das Tausendfache der weltweiten Pro-Kopf-Emissionen. „Wenn man sich zudem die Emissionen ansieht, die durch ihre Investitionen mitverursacht werden, sind ihre Treibhausgasemissionen um ein Vielfaches höher.“ Doch werde die Verantwortung der Superreichen für die Klimakrise in der Politik kaum berücksichtigt.