Erstickter Säugling Haftbefehl gegen Mutter erlassen

Berlin · Die Mutter des am Mittwoch in einer Mülltonne in Berlin-Buch gefundenen toten Babys hat Haftbefehl erhalten. Die 24-jährige Mutter habe die Tötung des Kindes voll umfänglich gestanden, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Donnerstag auf dapd-Anfrage.

Als ein Motiv für die Tat habe sie ihre Angst genannt, verlassen zu werden, fügte der Sprecher hinzu. Der Lebensgefährte der Frau habe jedoch nach bisherigen Erkenntnissen nichts mit der Tat zu tun. Der Haftbefehl gegen die Frau sei wegen Totschlags erlassen worden.

Der Junge war den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge lebend zur Welt gekommen, hat aber maximal 30 Minuten gelebt. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Baby in der Mülltüte, in der es gefunden wurde, erstickt sei, sagte Steltner.

Familie nicht vom Jugendamt betreut

Die Pankower Bezirksstadträtin Christine Keil (Linke) bestätigte auf dapd-Anfrage, dass die Tatverdächtige bereits zwei Kinder im Alter von einem und drei Jahren habe. Der Vater der beiden sei der Lebensgefährte der Frau - womöglich sei der Mann auch der Vater des toten Jungen. "Die Familie wurde nicht vom Jugendamt betreut und war unauffällig", sagte Keil. Die beiden Kleinkinder hätten zum Zeitpunkt der Tat in der Wohnung der Mutter in der Walter-Friedrich-Straße gewohnt und würden nun von Angehörigen versorgt.

Ärztin schöpfte Verdacht

Die Tatverdächtige war nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in ihrer Wohnung von einer sie betreuenden Ärztin besucht worden. Dieser sei aufgefallen, dass die Frau, die ein Kind erwartete, nicht mehr schwanger war. Auf Fragen, wo das Baby sei, antwortete sie ausweichend.

Daraufhin alarmierte die Ärztin, die laut Keil für die Betreuung der Mutterschaft zuständig war, die Polizei. Bei der Befragung durch Beamte hat sich die 24-Jährige nach Polizeiangaben dann immer mehr in Widersprüche verstrickt, sodass begonnen wurde, nach dem Kind zu suchen. Bei der Suchaktion entdeckten Beamte den toten Säugling in der Mülltonne.

Erst vor wenigen Tagen warf Mutter Baby aus Fenster

Erst vor zehn Tagen war es in Charlottenburg zu einer Kindstötung gekommen. Eine 40-Jährige hatte einen Jungen in ihrer Wohnung zur Welt gebracht und den Säugling wenige Stunden nach der Entbindung aus dem fünften Stock auf den Innenhof des Hauses geworfen. Das Baby starb an den Folgen des Sturzes. Ein Nachbar hatte die Leiche, die in eine Plastiktüte gewickelt war, am Morgen gefunden. Die Frau, die mit ihrem vorbestraften Lebensgefährten und ihrer 15-jährigen Tochter zusammen in der Wohnung lebte, gestand die Tat.

In der vergangenen Woche wurde gegen eine junge Frau Haftbefehl erlassen, weil sie ihren drei Monate alten Sohn fast hatte verhungern lassen. Der schlechte Zustand des Kindes war zuvor bei einem Arztbesuch aufgefallen.

(APD)
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