Fünfjährige verhungert und verdurstet Haftbefehl gegen Lea-Sophies Eltern erlassen

Hamburg/Schwerin (RPO). Die Eltern der fünfjährige Lea-Sophie aus Schwerin haben ihr Kind verhungern und verdursten lassen. Das Amtsgericht erließ am Donnerstag Haftbefehl gegen die Eltern wegen gemeinschaftlichen Totschlags. Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick sagte nach der Obduktion der Leiche, die Eltern hätten das kleine Mädchen über Monate hinweg "nicht ausreichend und richtig ernährt".

Zuletzt habe das Kind nur noch 7,4 Kilogramm gewogen, 20 wären normal. Das Mädchen habe zudem Sitzgeschwüre aufgewiesen. Spuren von Gewalteinwirkung seien nicht erkennbar gewesen.

In der beschaulichen Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern löste der Tod des Mädchens Entsetzen aus. Sozialminister Erwin Sellering sprach von einem unfassbaren Vorfall. Die genauen Umstände müssten so schnell wie möglich aufgeklärt werden. Zudem wurde scharfe Kritik an der Arbeit der Behörden laut.

Nach einem Bericht der "Schweriner Volkszeitung" unter Berufung auf eine Ärztin wurden bei dem Kind Hungerödeme und offene Wunden festgestellt, die Haare seien büschelweise ausgefallen. Das Mädchen müsse tagelang in Fäkalien gelegen haben. Ein fünfjähriges Kind sollte nach Angaben von Ärzten zwischen 15 und 20 Kilogramm wiegen. Das Gewicht des Mädchens entsprach dem eines etwa sechs Monate alten Babys. Die 23-jährige Mutter und der 26 Jahre alte Vater waren bereits am Mittwoch festgenommen worden.

Bewohner des Hauses, in dem das Mädchen mit seinen Eltern gelebt hatte, reagierten schockiert. Im NDR-Radio sagte ein Anwohner, er sei entsetzt und hätte so etwas nicht für möglich gehalten. Zahlreiche rote Kerzen brannten am Donnerstag vor dem Eingang des Hauses. Passanten hatten ein Plüschherz und einen Teddy dazugelegt.

Auf ein Holzschild hatte jemand "Warum?" geschrieben und ein Zeitungsfoto von Lea-Sophie dazugeklebt. Im vierten Stock unter dem Dach hatte die Familie seit Anfang 2006 gewohnt. Kurz zuvor war der ehemalige Plattenbau-Block im Stadtteil Lankow saniert worden.

Die Eltern von Lea-Sophie haben nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch einen zwei Monate alten Sohn. Nach Informationen des NDR lebten sie außerdem mit zwei Hunden und mehreren Katzen in der Plattenbausiedlung. Lea-Sophie war nach der Alarmierung des Notarztes am Dienstagabend in der Wohnung gefunden worden. Der Vater soll ihn gerufen haben. Der Säugling kam nach Medienberichten in eine Pflegefamilie.

(ap)
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