Mädchenmord in Emden Haftbefehl gegen 17-jährigen Verdächtigen

Emden · Nach vier Tagen Trauer und Ungewissheit scheint der Emder Mädchenmord aufgeklärt: Das Amtsgericht in der ostfriesischen Stadt erließ am Mittwochabend Haftbefehl gegen einen 17-Jährigen aus Emden. Der junge Mann steht unter dringendem Tatverdacht, die elf Jahre alte Lena am Samstag in einem Parkhaus in der Innenstadt getötet zu haben.

 Der Tatverdächtige im Mordfall der 11-jährigen Lena ist in dieser Justizvollzugsanstalt in Vechta in Haft.

Der Tatverdächtige im Mordfall der 11-jährigen Lena ist in dieser Justizvollzugsanstalt in Vechta in Haft.

Foto: dpa, Michael Bahlo

Während des rund einstündigen Verhörs beim Haftrichter räumt er die Tat aber nicht ein. "Er hat kein Geständnis abgelegt", sagte der Direktor des Amtsgerichts, Otto Hüfken, am Mittwochabend der dpa. Der Jugendliche sei in die Justizvollzugsanstalt in Vechta gebracht worden.

Auch zuvor, bei stundenlangen Vernehmungen durch die Polizei, hatte sich der junge Mann nicht geständig gezeigt. Die Ermittler gehen von einem Sexualverbrechen aus. "Bis zur Auswertung der DNA-Spuren wird es wohl noch mehrere Tage dauern", sagte Hüfken.

Ob der Jugendliche das Mädchen kannte, wurde nicht mitgeteilt. Die Polizei wollte auch auf Fragen zu möglichem Motiv, Tatablauf und Todesumständen keine Antworten geben und verwies auf eine Pressekonferenz am Donnerstag (12.00 Uhr) in Emden. Der 17-Jährige war am Dienstagabend festgenommen worden.

In der rund 50.000-Einwohner-Stadt sorgte die Verhaftung des jungen Mannes am Mittwochabend für Erleichterung. "Ich hoffe, dass sich jetzt endgültig bestätigt, dass der Fall aufgeklärt ist", sagte Oberbürgermeister Bernd Bornemann der Nachrichtenagentur dpa. Emden habe in den vergangenen Tagen besonders eng zusammengestanden. "Man hat gemerkt, dass wir eine ganz persönliche Stadt sind. Viele Menschen kennen sich, es herrscht echte Betroffenheit."

Keine öffentliche Trauerfeier

Trotz der großen Anteilnahme soll es laut Bornemann keine öffentliche Trauerfeier geben. Die Angehörigen wollten ein stilles Gedenken und eine Beisetzung im engstem Familienkreis. Für die Gottesdienste am Wochenende hätten die Kirchen aber zur Fürbitte für die Elfjährige und ihre Familie aufgerufen, sagte Bornemann.

Seit der Festnahme des 17-Jährigen trugen die Ermittler Indizien und Beweismittel zusammen, um den Tatverdacht zu konkretisieren. Nach Informationen von "Bild.de" will ein Zeuge den Mann auf einem Überwachungsvideo erkannt haben, das die Polizei am Dienstagabend veröffentlicht hatte. Nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Bilder aus dem Parkhaus war der Verdächtige festgenommen worden. Die Videosequenzen zeigten einen jungen Mann mit dunkler Hose, dunkler Kapuzenjacke und dunklen Turnschuhen mit einer auffallend weißen, dicken Sohle. Auch nach der Verhaftung des 17-Jährigen waren die Aufnahmen am Mittwochabend noch im Internet einsehbar.

Die Stadt Emden hatte zur Aufklärung der Tat eine Belohnung von 10 000 Euro ausgesetzt. Gezahlt werden sollte das Geld für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen. Über die Auszahlung des Geldes sei noch nicht entschieden worden, sagte Oberbürgermeister Bornemann nach der Verhaftung.

Die Polizei nimmt im Zusammenhang mit dem Mord auch frühere Straftaten im Bereich der Wallanlagen der Stadt unter die Lupe.
Darunter war nach Angaben der Behörden auch ein Überfall auf eine Joggerin im vergangenen Jahr.

(dpa)
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