Prozessbeginn gegen Täter von Bodenfelde Hätte zweiter Mord verhindert werden können?

München/Göttingen (RPO). Hätte der Mord an dem 13 Jahre alten Tobias in Bodenfelde verhindert werden können? Auch mit dieser Frage wird sich das Landgericht Göttingen ab Mittwoch beschäftigen. Angeklagt ist der 26 Jahre alte Jan O. Spekuliert wird, ob Kannibalismus ein Motiv für die Morde war.

Im Fall des Doppelmordes von Bodenfelde hätte die zweite Tat einem Medienbericht zufolge angeblich verhindert werden können. Allerdings hätten sich Zeugen nicht rechtzeitig bei der Polizei gemeldet. Das geht nach Angaben des Nachrichtenmagazin "Focus" aus der Anklageschrift gegen den mutmaßlichen Täter Jan O. hervor, die dem Magazin vorliegen soll. Die zuständige Staatsanwaltschaft Göttingen war für eine Stellungnahme am Samstag nicht erreichbar.

Kinder fanden erste Leiche, Mutter glaubte ihnen nicht

Dem Bericht zufolge sollen zwei neunjährige Kinder die Leiche der 14-jährigen Nina bereits am 18. November 2010 gefunden haben, also zwei Tage vor dem Mord am 13-jährigen Tobias. Eines der beiden neunjährigen Kinder erzählte seiner Mutter von dem Fund. Doch die Frau habe die Schilderung als Fantasie bewertet.

Ebenfalls laut Anklageschrift wollen zwei Anwohner nach eigener Aussage wahrscheinlich zur Zeit des zweiten Mordes, am 20. November gegen 20.15 Uhr, durch das geschlossene Fenster laute Hilfeschreie gehört haben. Sie hätten diese jedoch ignoriert, da Kinderschreie vor der Wohnungstür häufig vorkämen. Die Anwohner und die Mutter meldeten sich erst nach dem Fund der beiden Leichen am 21. November bei der Polizei.

Eltern fordern, dass Vorgeschichte aufgeklärt wird

Die Eltern des ermordeten Tobias fordern dem Magazin zufolge eine Antwort der Justiz auf die Frage, warum der mehrfach vorbestrafte Jan O. zur Tatzeit noch auf freiem Fuß war. "Wir fordern, dass die Vorgeschichte sauber aufgeklärt wird", sagte der Vater dem Blatt.

Am Freitag war bekannt geworden, dass der Angeklagte Jan O. in einem schriftlichen Geständnis über Verstümmelungen der Leiche eines Opfers berichtet hatte. Nach Angaben des Landgerichts Göttingen soll der 26-Jährige eine Wunde am Hals des toten Mädchens weiter aufgebissen haben. Zudem habe er nach eigener Aussage versucht, dem toten Mädchen einen Zeh des rechten Fußes abzubeißen. Dieses sei ihm aber nicht gelungen.

Der Prozess gegen Jan O. vor dem Landgericht Göttingen beginnt am Mittwoch.

(apd/pes-)
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