Ekel-Rituale bei der Bundeswehr Guttenberg stellt sich vor die Truppe

Düsseldorf (RPO). Die Ekel-Rituale bei den Mittenwalder Gebirgsjägern sind offenbar kein Einzelfall. Auch bei anderen Einheiten der Bundeswehr soll es schockierende "Aufnahme-Prüfungen" gegeben haben. Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter der Bundeswehr, soll entsprechende Berichte von Soldaten gesammelt haben. Verteidigungsminister Guttenberg warnt vor voreiligen Schlüssen.

Ekel-Rituale bei der Bundeswehr: Guttenberg stellt sich vor die Truppe
Foto: ddp

Die Affäre um Ekel-Rituale bei der Bundeswehr weitet sich aus. Der Bundestags-Wehrbeauftragte Reinhold Robbe legte den Mitgliedern des Verteidigungsausschusses eine Sammlung von 23 Zuschriften vor, in denen Reservisten von Exzessen in den vergangenen Jahrzehnten berichten. Demnach waren die Rituale der Gebirgsjäger im bayerischen Mittenwald kein Einzelfall.

Ähnliche Rituale in Bischofswiesen-Strub

Die Nachrichtenagentur DPA zitiert aus zwei E-Mails Robbes, in denen ähnliche Rituale bei der Gebirgsbataillon in Bischofswiesen-Strub beschrieben werden. Außerdem enthalten die Schreiben Schilderungen über ähnliche Exzesse in weiteren Teilen der Bundeswehr, unter anderem auch bei der Marine.

Robbe will voraussichtlich am Mittwoch vor dem Verteidigungsausschuss zu den neuen Erkenntnissen Stellung beziehen. Vorher wolle er sich nicht in der Öffentlichkeit zu dem Thema äußern. "Selbstverständlich müssen alle zusätzlich eingegangenen Hinweise überprüft werden", wird Robbe von DPA zitiert. Erst nach abschließender Auswertung könne letztendlich eine Bewertung vorgenommen werden.

Schon vor Robbes Auftritt vor dem Verteidigungsausschuss warnt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor voreiligen Schlüssen. "Pauschalurteile verbitte ich mir", sagte Guttenberg am Dienstag in Berlin. Er sicherte eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe zu. Jedem Fall werde nachgegangen und mögliche Disziplinarverstöße geprüft. Abschließende Urteile seien aber jetzt nicht möglich. Und über Konsequenzen sollte nach dem Ende der Aufklärung geredet werden.

Rollmöpse mit Frischhefe

Schon Mitte Februar haben sich die Berichte über entwürdigende Aufnahmerituale in der Bundeswehrkaserne von Mittenwald ausgeweitet. "Nach der Eingabe eines Soldaten zu den Vorgängen bei den Gebirgsjägern in Mittenwald haben sich jetzt noch weitere Soldaten aus der betroffenen Einheit, aber auch aus anderen Standorten mit Eingaben über die Zustände bei mir gemeldet", wurde Robbe von der "Bild am Sonntag" zitiert. Insgesamt fünf weitere Soldaten, aktive und ehemalige, sollen sich Robbe gemeldet haben.

Zunächst hatte sich ein Soldat bei Robbe beschwert, der bei einem Initiationsritual des Gebirgsjägerbataillons 233 im Juni 2009 Rollmöpse mit Frischhefe essen musste, wie auch Ermittlungen der Bundeswehr bestätigten. Die Staatsanwaltschaft München prüft Ermittlungen gegen einen Soldaten wegen des Verdachtes auf vorsätzliche Körperverletzung.

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(DDP/tim)
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