"Stuttgart 21"-Stresstest Gutachten wird am Freitag präsentiert

Stuttgart (RPO). Das Gutachten zum "Stuttgart 21"-Stresstest wird nun doch im Beisein der Gegner des Bahnprojekts präsentiert. Die Sprecherin des Aktionsbündnisses, Brigitte Dahlbender, begründete die Entscheidung am Montag damit, dass viele Menschen um die Teilnahme der Gegner gebeten hätten. Der Termin der Präsentation wurde auf den kommenden Freitag (29. Juli, 10 Uhr) verlegt.

Gewaltsame Eskalation bei Demo gegen "Stuttgart 21"
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Der Vermittler im Konflikt um "Stuttgart 21", Heiner Geißler, begrüßte den Schritt der "Stuttgart 21"-Gegner. "Ich finde das sehr gut", sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Er hätte es schade gefunden, wenn die Gegner ihre Argumente nicht vor einem großen Publikum öffentlich dargelegt hätten. Geißler wertete die Meinungsänderung der Gegner nicht als Beschädigung des Verfahrens. "Das ist völlig in Ordnung." Ihm sei es lieber, wenn Menschen einsähen, dass etwas anders gemacht werden müsse.

Aktionsbündnis wurde von Bürgern zur Teilnahme aufgefordert

Am vergangenen Donnerstag hatte das Aktionsbündnis seine Teilnahme an der öffentlichen Präsentation des Stresstest-Gutachtens noch abgesagt. Insbesondere war bemängelt worden, dass die Bahn die Gegner bei der Ausarbeitung der Grundlagen des Leistungstests nicht ausreichend eingebunden habe. Ausschlaggebend für den Sinneswandel waren laut Dahlbender nun zahlreiche Rückmeldungen und Bitten von Menschen, die eine Teilnahme an der öffentlichen Präsentation wünschten.

CDU-Fraktionschef Peter Hauk und der neue CDU-Landeschef Thomas Strobl begrüßten die Teilnahme des Bündnisses. "Das Aktionsbündnis hat gemerkt, dass sie durch ihre Nichtteilnahme sich endgültig ins Abseits stellen", sagte Hauk. Strobl schlug der Landesregierung vor, ein ständiges Diskussionsforum mit den Gegnern unter Moderation einer unabhängigen Person einzurichten, da das Projekt auch in den kommenden Jahren Probleme mit sich bringen werde.

Geißler: Das Ziel war transparente Information

Das Aktionsbündnis hält an der Kritik am Leistungstest für den Bahnhof weiter fest. Bemängelt werden unter anderem die Doppelbelegungen der Gleise und die geringen Haltezeiten, die in dem Fahrplan angenommen wurden, der dem Stresstest zugrunde liegt. Geißler betonte, dass es nicht Ziel des Schlichtungsverfahrens gewesen sei, eine Einigung zwischen Gegnern und Befürwortern des unterirdischen Durchgangsbahnhofs herbeizuführen. "Das Ziel war, eine optimale und transparente Information über das Pro und Contra des geplanten Bahnhofs zu bekommen", erläuterte er.

Die "Stuttgart 21"-Gegner erneuerten am Montag zugleich ihre Kritik am Bahnbauprojekt. Das Milliardenvorhaben sei völlig unnötig, sagte der langjährige Projektgegner Winfried Wolf von der Gruppe "Bürgerbahn statt Börsenbahn". Die hohen Kapazitäten, die der neue Tiefbahnhof nach Angaben der Bahn biete, seien bereits in den 1960er Jahren vom bestehenden Kopfbahnhof erreicht worden. Fahrpläne aus der damaligen Zeit belegten, dass zu Spitzenzeiten bis zu 60 Züge pro Stunde gefahren seien. Im Stresstest sei man von maximal 49 Zügen ausgegangen.

Mehr Zustimmung für "Stuttgart 21"

Unterdessen wächst die Zustimmung der Stuttgarter Bevölkerung zu "Stuttgart 21". Laut einer am Montag veröffentlichten Bürgerumfrage im Auftrag der Stadt stieg der Anteil der Bürger, die eine "sehr gute Meinung" von dem geplanten unterirdischen Durchgangsbahnhof haben, im Vergleich zu 2009 von 13 Prozent auf 24 Prozent. Eine "gute Meinung" vertraten 19 Prozent der Bürger, drei Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren.

Der Anteil der befragten Stuttgarter, die eine "sehr schlechte Meinung" von dem Bahnprojekt haben, sank von 31 Prozent auf 20 Prozent. Der Anteil der Bürger mit "schlechter Meinung" ging von 16 auf 14 Prozent zurück.

(apd/jre)
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