Aus Gefängnis in Werl getürmt Großfahndung nach entflohenem Mörder

Hamburg/Werl · Ein aus dem Gefängnis im westfälischen Werl entwichener Mörder ist weiter auf der Flucht. In Hamburg gebe es bisher keine Spur von dem 42-Jährigen, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Der Mann wird als sehr gefährlich eingeschätzt, die Fahndung nach ihm läuft auf Hochtouren.

Am Samstag soll er in Hamburg-Hohenfelde eine 56-Jährige in ihrem Café niedergestochen und lebensgefährlich verletzt haben. Nach Angaben des Justizministeriums in Nordrhein-Westfalen war der Mann im Februar von einem genehmigten, unbegleiteten Ausgang nicht in das Gefängnis in Werl zurückgekehrt.
Zuvor habe er fast 20 Jahre hinter Gittern verbracht. Das Landgericht Wuppertal hatte ihn 1993 wegen Mordes an einer Taxifahrerin zu lebenslanger Haft verurteilt.

Zudem wird die Haftlockerung für den entwichenen Mörder überprüft. Das kündigte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtags an. Das Suchtproblem des Häftlings habe aus Sicht des Gutachters einer Lockerung nicht entgegen gestanden, berichtete Kutschaty. Laut Gutachten sei von dem Mann keine Gewalttat mehr zu erwarten gewesen. Dennoch überprüfe sein Haus die Entscheidung. Bei mehr als 88.000 Lockerungsbeschlüssen (2011) in den Gefängnissen in NRW liege die "Versagensquote" lediglich bei 0,2 Prozent.

Er hatte fast 20 Jahre hinter Gittern verbracht. Kutschaty sagte am Mittwoch, wegen seines Suchtproblems sollte der Häftling in der Drogenabteilung der JVA Münster untergebracht werden.

Der Minister betonte, das Bundesverfassungsgericht schreibe auch für Gefangene mit lebenslanger Freiheitsstrafe vor, dass diesen Vollzugslockerungen angeboten werden müssten. Bei der Kombination von Lockerungen und intensiver Nachbetreuung der Häftlinge komme es zu weniger Rückfällen als beim "reinen Wegsperren".

Die Lockerungen würden auch keinesfalls leichtfertig oder fahrlässig gewährt. Das zeige sich auch daran, dass sie mit einer Erfolgsquote von 99,8 Prozent gut funktionierten.

(lnw/felt)
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