ZDK-Chef startet nächste Amtszeit Glück ruft nach Reformen und Transparenz in Limburg

Bonn · Nach dem Finanzskandal im Bistum Limburg fordert der wiedergewählte Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, rasche Konsequenzen. Die Krise in Limburg wirke nach seiner Einschätzung tiefer als die Missbrauchs-Problematik, sagte Glück bei der Eröffnung der ZdK-Vollversammlung am Freitag in Bonn.

 Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, fordert größte Transparenz im Fall Limburg.

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, fordert größte Transparenz im Fall Limburg.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

Dort, wo in den vergangenen Jahren durch Aufarbeitung von Missbrauchs-Vorwürfen und strukturelle Konsequenzen mühsam Vertrauen wieder aufgebaut worden sei, sähen sich viele engagierte Christen erneut in Misskredit gebracht. Nun gelte es, völlige Transparenz herzustellen.

Es sei wichtig, dass die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Prüfungskommission die Sachverhalte gründlich durchleuchte und dass der Prüfbericht dann auch veröffentlicht werde. Das Prüfverfahren sollte ein Modellfall auch für andere Verfahren in der Kirche werden, sagte Glück. Leider mangele es in der katholischen Kirche aber bei vielen Vorgängen und Sachverhalten an Transparenz.
"Ich finde, es ist Zeit, hier endlich weiterzukommen."

Bei der Vollversammlung des Gremiums am Freitag in Bonn pochte der 73-Jährige auf mehr Barmherzigkeit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Im Mittelpunkt dürfe nicht das lehramtliche Gesetz stehen, sondern die Liebe Gottes zu den Menschen, so Glück.

Der mit großer Mehrheit wiedergewählte Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sieht die Kirchen in einer völlig neuen Situation. Sie müssten mit einem dramatischen Verlust an Einfluss fertig werden. "Wer die Entwicklungen in Gesellschaft und Politik beeinflussen will, kann nicht mehr einfach Gehorsam und Gefolgschaft verlangen", sagte der langjährige CSU-Politiker.

Zum Auftakt der Vollversammlung rief er die Katholiken auf, sich an einer Vatikan-Umfrage zu Familie und Sexualität zu beteiligen. Dass Rom die Gläubigen vor Beratungen zu Familienfragen einbeziehe, sei "eine große Chance und ein Signal für den Dialog", hob Glück hervor.

Er stellte sich hinter eine umstrittene Arbeitshilfe aus dem Erzbistum Freiburg zum Thema Geschiedene. Darin wird erstmals offiziell beschrieben, wie nach einer Scheidung erneut standesamtlich verheiratete Katholiken mit offizieller Erlaubnis zur Kommunion und zur Beichte gehen können. Glück kritisierte den Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, der eine Rücknahme des Papiers gefordert hatte.

Der ZdK-Präsident begrüßte zudem den Umgang von Papst Franziskus mit dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Die Kirche brauche transparente und faire Prüfverfahren mit Anhörung aller Beteiligten. Der frühere CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag forderte zugleich eine Stärkung der Räte und Kontrollgremien in der Kirche.

Eine Rückkehr von Bischof Tebartz-van Elst ins Bistum Limburg wäre aus Sicht des SPD-Politikers Wolfgang Thierse eine Katastrophe. "Dann würden Zehntausende aus der Kirche austreten", sagte Thierse, der dem ZdK angehört.

Der frühere Bundestagspräsident äußerte sich ferner zum Thema Staatsleistungen für die Kirchen. Ebenso wie weitere prominente Katholiken mahnte er, die Kirchen müssten von sich aus Vorschläge zum Umgang mit den historisch bedingten Zahlungen von jährlich rund 460 Millionen Euro machen. "Wir dürfen nicht warten, bis den Kirchen eine Lösung abgetrotzt wird."

Der Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande legte den Kirchen einen Verzicht auf die Staatsleistungen nahe, auch wenn sie darauf einen klaren Rechtsanspruch hätten. An den Verzicht sollten sie allerdings die Bedingung knüpfen, dass diese Gelder über noch zu gründende Fonds Menschen in Not zugutekämen.

(KNA/dpa)
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