Sturmtief Petra in NRW Glätte auf den Autobahnen

Düsseldorf (RP). Eine Schneefront ist in der Nacht zum Freitag über Deutschland hinweggezogen und hat dabei zu teils chaotischen Zuständen auf den Straßen gesorgt. Es kam zu zahlreichen Unfällen. In Deutschland starben fünf Menschen auf spiegelglatten Fahrbahnen.

Tief "Petra" fegt über NRW
8 Bilder

Tief "Petra" fegt über NRW

8 Bilder

Die Auswirkungen von Schneetief "Petra" sind auch am Freitagmorgen in NRW noch zu spüren. Seit 6 Uhr gibt es bereits lange Staus auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen. Besonders betroffen sind aktuell die A1, A2 und A3. Auf den meisten Bahnen herrscht Tempolimit 60. Die A3 bei Oberhausen in Fahrtrichtung Köln ist in Höhe Kreuz Breitscheid momentan gesperrt. Der Verkehr wird ab Breitscheid über die A52 und die A44 umgeleitet.

Die Straßen sind zum Teil spiegelglatt. Lkw-Fahrer werden gebeten, wegen der rutschigen Straßenverhältnisse den nächsten Rastplatz anzufahren. Im Regierungsbezirk Münster gilt ein in Fahrverbot auf Bundesautobahnen für LKW über 7,5 Tonnen. Erst im Verlauf des Vormittgas soll sich die Lage wieder halbwegs entspannen.

Fünf Tote nach Unfällen

Fünf Menschen kamen am Donnerstag in Deutschland auf glatten Straßen ums Leben. In Baden-Württemberg starb ein 62-Jähriger nach einem Unfall mit einem Gefahrenguttransporter. Der Mann war mit seinem Auto in den Lkw gekracht. In Magdeburg kam eine 23-Jährige und in Bayreuth ein 27-jähriger Mann bei Unfällen ums Leben. Zwei Menschen starben bei Aiterhofen (Bayern), als ein Autofahrer in eine Unfallstelle fuhr.

Weitere Schneefälle im Nordwesten am Freitag

Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach hatte insbesondere für den Norden und den Westen Unwetterwarnungen vor starkem Schneefall und Verwehungen herausgegeben. Am Freitag sei im Nordwesten noch mit Schneeschauern zu rechnen, südostwärts soll es weiter ausdauernd schneien. Für Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt konnte die Warnung allerdings am frühem Morgen aufgehoben werden.

Chaos am späten Donnerstagabend

Schneetief "Petra" sorgte vor allem am Donnerstagabend für massive Behinderungen auf den Autobahnen. Viele Lkw stellten sich quer und verursachten kilometerlange Staus. Betroffen waren vor allem die A1, A3, A43 und A46. Etliche Autofahrer waren zum Glück auf die Bahn umgestiegen, Firmen hatten ihre Mitarbeiter früher nach Hause geschickt. Der Düsseldorfer Flughafen wurde für Stunden gesperrt. Das große Chaos blieb aus.

Für einige Menschen hatte der Winter am Donnerstag auch erfreuliche Seiten: "Schneefrei" hieß es für viele Schüler im Bergischen Land. Die Sorge um die Auswirkungen von Tief "Petra" hatte Stadtverwaltungen und Firmen vorsorglich handeln lassen. So wurden in Hückeswagen Schüler und Lehrer schon nach der vierten Stunde nach Hause geschickt.

Viele Chefs gaben frei

Der größte Arbeitgeber der Stadt, der Automobilzulieferer Klingelnberg, stellte es seinen Mitarbeitern genauso frei, sich früher auf den Heimweg zu machen, wie die Stadtverwaltung Wermelskirchen den Bediensteten im Rathaus. In der Obi-Zentrale in Wermelskirchen durften etwa 2000 Mitarbeiter mittags gehen, beim Automobilzulieferer Johnson Controls in Burscheid rund 1700. "Wichtig ist, dass die Leute heil zu Hause ankommen", sagte Astrid Schafmeister, Sprecherin von Johnson Controls.

Petra in NRW: Das Protokoll des Donnerstags lesen Sie hier.

Diejenigen, die nicht früher Feierabend machen durften, standen später unter Umständen im Stau. Vor allem querstehende Lkws behinderten den Verkehr auf den Autobahnen. Auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen stauten sich die Autos zeitweise auf 40 Kilometer Länge. Auch auf der A 43, der A 46 und der A 2 ging es nur mühsam voran. Auf der A 1 bei Remscheid zog das Technische Hilfswerk mit zwei Wagen liegengebliebene Lkw von der Straße.

"Mit allem unterwegs"

Der Landesbetrieb Straßen.NRW war am Donnerstag mit "allem unterwegs, was wir haben", sagt Sprecher Bernd Löchter. Das sind insgesamt 2000 Mann und 700 Fahrzeuge, die seit null Uhr im Einsatz waren, um die Autobahnen sowie Bundes- und Landesstraßen zu räumen und zu streuen. Schon meldeten die ersten Kommunen, dass das Streusalz knapp wird, etwa Düsseldorf. In Mettmann, Erkrath und Wülfrath soll es Nachschub sogar erst wieder im neuen Jahr geben. "Wir haben auch von einigen Straßenmeistereien gehört, dass es schon Verzögerungen mit den Salzlieferungen gibt", so Löchter.

In den Städten lief der Verkehr bis zum Abend einigermaßen störungsfrei. Das lag auch daran, dass viele Pendler am Morgen das Auto stehengelassen hatten und auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen waren. "Es war in den Zügen voller als sonst", sagte Lothar Eggers vom Fahrgastverband Pro Bahn. In Solingen hatten die Stadtwerke vorausschauend Ersatz für die dort verkehrenden Oberleitungsbusse bereitgestellt.

Ersatz für Oberleitungsbusse

Die Busse "hängen" an über den Straßen verlaufenden Leitungen, haben also einen begrenzten Bewegungsspielraum und könnten etwa quergestellten Lkw nicht mehr ausweichen. Gegen 17 Uhr wurde die Hälfte der Flotte ins Depot geholt und durch flexiblere Dieselbusse ersetzt. So funktionierte der Busbetrieb, wenngleich manche Fahrgäste auch eine dreiviertel Stunde später ihr Ziel erreichten.

Am Abend verschärfte sich die Lage. In Mettmann verstopften Busse und Lkw die Straßen. Wegen der zu erwartenden Schneelasten auf den Flachdächern wurden in Wermelskirchen fast alle Sporthallen, städtischen Kindertagesstätten und Schulen gesperrt. Die Grenzwerte waren gestern zwar noch nicht erreicht, aber die Sorge groß, dass in der Nacht zu große Mengen dazukommen könnten. In Remscheid waren einige Veranstaltungen, darunter ein Theaterabend und ein Adventssingen in Lennep, abgesagt worden.

Lieber zu Fuß

In Radevormwald, wo Donnerstag der Weg um das Ülfebad und der umgestaltete Parkplatz eingeweiht wurden, fand diese Einweihung zwar ohne die geladenen Gäste von auswärts, aber planmäßig statt. Selbst Bürgermeister Josef Korsten, der mit dem Auto gekommen war, wollte dann aber den anderthalb Kilometer langen Weg zurück in die Innenstadt lieber zu Fuß antreten.

Auch bei der Deutschen Bahn kam es in den Abendstunden zu Verspätungen und Zugausfällen. Der S-Bahn-Verkehr im Raum Hagen-Wuppertal wurde eingestellt, weil die Weichen nicht mehr bewegt werden konnten. Auf den Flughäfen wurde es ebenfalls am Abend kritisch.

Flughäfen gesperrt

In Weeze musste wegen des Schneefalls zeitweilig der Flugverkehr eingestellt werden. Am Düsseldorfer Flughafen wurden ab 18.53 Uhr alle Flüge annulliert — vorerst bis 21 Uhr. Für gestrandete Reisende waren 200 Feldbetten vorbereitet.

Mindestens 50 von 580 geplanten Flügen fielen aus. "Einige Ausfälle sind darauf zurückzuführen, dass es an anderen Flughäfen Schwierigkeiten gab", sagte Flughafensprecher Christian Hinkel. An den Airports Düsseldorf und Köln arbeitete der Winterdienst in Maximalbesetzung.

Die gute Nachricht: Freitag und Samstag beruhigt sich das Wetter. Am Sonntag soll es erneut zu Niederschlägen kommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort