Niederlande Gewittersturm: 200 Camper geraten in Panik

Weert · In Holland gerieten Camper während eines Unwetters in Panik. Zelte wurden weggespült und flogen durch die Luft. Der Campingplatz musste von Rettungskräften evakuiert werden.

Es ist kurz nach 19 Uhr, auf den beiden Campingplätzen in Weert bei Roermond sitzen viele Urlauber draußen vor ihren Wohnwagen und grillen, andere spielen Fußball auf dem Bolzplatz. Plötzlich verfinstert sich der Himmel. Von der einen auf die andere Minute wird es stockdunkel. Es blitzt, donnert und regnet in Strömen. Heftige Sturmböen mit Hagelkörnern peitschen über den Campingplatz. Zelte werden Hunderte Meter weit durch die Luft gewirbelt oder weggespült. Das gesamte Gelände steht unter Wasser. Bäume knicken reihenweise um und stürzen auf Wohnwagen und Autos. Stämme und Äste blockieren die Straßen und Rettungswege, rund 200 Camper sitzen fest. Unter den Urlaubern, darunter viele Familien mit Kindern, bricht Panik aus. Einige schreien um Hilfe.

Die Camper in der niederländischen Provinz Limburg wurden von der Heftigkeit des Unwetters vorgestern Abend völlig überrascht. Der Feuerwehr zufolge gab es einige Leichtverletzte. "Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen, nichts Dramatisches", sagte ein Polizeisprecher. Ein betroffener Urlauber sagte, dass es vorher keine Unwetterwarnung gegeben hätte, ein anderer berichtete von vielen weinenden Kindern, die ihre Eltern gesucht hätten. Es sei gewesen, sagte er, als ob sich die Hölle plötzlich aufgetan hätte. Die meisten Camper mussten ihren Urlaub abbrechen und nach Hause fahren, weil ihre Zelte durch das Unwetter komplett zerstört worden waren.

Aufräumarbeiten dauern noch Tage

Der Bürgermeister von Weert, Jos Heijmans, besuchte am Mittwoch die verwüsteten Campingplätze. Er sprach angesichts der enormen Schäden von einer "traurigen Situation" für alle Betroffenen. "Ich bin aber froh und glücklich, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. Denn das hätte bei der Intensität des Gewitters leicht passieren können", sagte er. Die knapp 50.000-Einwohner-Stadt Weert liegt eine knappe Autofahrstunde von Mönchengladbach entfernt. In der Kleinstadt liefen viele Keller voll, die Feuerwehr meldete rund 150 Einsätze. Der Verband der niederländischen Versicherungen schätzte den Gesamtschaden in der Provinz auf mehr als sieben Millionen Euro. Die Aufräumarbeiten auf den Campingplätzen werden nach Einschätzung der Polizei noch mehrere Tage dauern.

Nicht nur in den benachbarten Niederlanden richteten Unwetter am Dienstagabend schwere Schäden an. Auch in NRW — wenn auch nicht ganz so schlimm wie in Holland — knickten durch Windböen Hunderte Bäume ab. Besonders betroffen war das Bergische Land. In Solingen etwa wurden Teile der Innenstadt überflutet, das Wasser stand teils einen halben Meter hoch. Teilweise fielen bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Landesweit kam es bei der Bahn zu Verspätungen im Regional- und Fernverkehr. Am Essener Hauptbahnhof schlug ein Blitz in eine Oberleitung ein. Das Polizeipräsidium in Oberhausen wurde ebenfalls von einem Blitz getroffen.

Auch gestern brach wieder eine Gewitterfront über weite Teile des Landes herein. Die Schäden hielten sich diesmal allerdings in Grenzen. Im Ruhrgebiet wurden einige Straßen überspült, zudem stürzten vereinzelt Bäume um. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte jedoch schon vor weiteren, auch stärkeren Sommerstürmen in den kommenden Tagen. "Das Sonnenhoch ,Yasmine', das in den vergangenen Tagen für eine zumeist trockene Hitze gesorgt hat, liegt inzwischen über Lappland", erklärte Meteorologe Lars Kirchhübel. Dadurch sei der Weg frei für Tiefdruckgebiete mit Hitze und feuchter Luft aus Südwesten. "Dadurch steigt die Unwettergefahr", sagte der Wetterexperte. "Zudem wird es immer schwüler", lautet seine Prognose.

Am kommenden Wochenende könnte das Thermometer sogar auf bis zu 38 Grad steigen. Bis dahin seien vielerorts in Nordrhein-Westfalen Werte um die 30 Grad und höher zu erwarten.

(RP)
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