Renovierung vor Abschluss Geschwister-Scholl-Schule öffnet im Januar

Emsdetten (RPO). Vor fünf Wochen war ganz Emsdetten geschockt. Die Geschwister-Scholl-Realschule ist von einem Amokläufer heimgesucht und beschädigt worden. Am 9. Januar öffnet die Einrichtung wieder ihre Pforten. Dann sind auch die letzten Renovierungsarbeiten abgeschlossen und der Unterricht kann beginnen.

 Augenzeuge Marco Heitkämper-Eixler (10) steht mit seiner Mutter Michaela vor der abgeriegelten Schule.

Augenzeuge Marco Heitkämper-Eixler (10) steht mit seiner Mutter Michaela vor der abgeriegelten Schule.

Foto: ddp, ddp

Damit fängt der Unterricht einen Tag später als an anderen Schulen in Nordrhein-Westfalen an. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt soll der Unterricht nicht an einem Montag beginnen, weil an diesem Werktag der Ex-Schüler Sebastian B. bewaffnet in die Schule gekommen war und um sich geschossen hatte.

Durch die Schüsse und die von Sebastian B. gezündeten Rauchbomben wurden am 20. November insgesamt 37 Personen verletzt, darunter Schüler, eine Lehrerin, Polizeibeamte und der Hausmeister. Der mit einem Kleinkalibergewehr und zwei historischen Vorderladern bewaffnete 18-Jährige erschoss sich anschließend in einem der Klassenzimmer. Die Vorderladerwaffen hatte er sich über das Internet beschafft, das Gewehr hatte er bei einem Bekannten getauscht.

Dem Schock über den Amoklauf folgten beunruhigende Erkenntnisse der Ermittler. So hatte der Täter vor seiner Bluttat eine "Todesliste" mit namentlich genannten Opfern geführt. Zudem wurde im Internet ein Video entdeckt, in dem Sebastian B. vor laufender Kamera in englischer Sprache seine verfahrene Gefühlssituation schildert - mit der Ankündigung, Menschen, die er dafür verantwortlich macht, erschießen zu wollen.

Massaker in den USA diente als Vorbild

Als "Vorbild" für seine Tat nahm sich der 18-Jährige das 1999 zu trauriger Berühmtheit gelangte Schulmassaker an der Columbine High School in der US-Kleinstadt Littleton im Bundesstaat Colorado, wie aus dem ebenfalls im Internet entdeckten Tagebuch des Täters hervorging. Damals ermordeten die Schüler Eric Harris und Dylan Klebold zwölf Schüler und einen Lehrer. Für Sebastian B. war Harris offenbar ein Idol. Wörtlich schrieb er über den Columbine-Attentäter: "Eric Harris ist Gott."

Den rund 700 Schülern in Emsdetten wurde unmittelbar nach der Tat psychologische Betreuung angeboten. Außerdem wurde der Unterricht vorübergehend an andere Schulen verlegt, um den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, das Erlebte zunächst für sich zu verarbeiten. Auch die Landesregierung reagierte: Schulministerin Barbara Sommer (CDU) kündigte eine Förderung von Jungen an, mit denen diese speziell betreut werden sollen.

Der vorübergehende Umzug der Schüler war auch deshalb nötig, weil das Gebäude umfangreich saniert werden musste. Die Rauchbomben, die Sebastian B. gezündet hatte, richteten vor allem im zweiten Obergeschoss sowie in den Treppenhäusern großen Schaden an. Außerdem musste die Polizei bei ihrem Einsatz zahlreiche Fenster und Türen einschlagen.

Der erste Schultag in dem renovierten Gebäude beginnt am 9. Januar um 10.00 Uhr mit einer gemeinsamen Andacht. Anschließend dürfen die Schüler das Gebäude besichtigen und werden dann auf ihre Klassen verteilt. "Das Gebäude wurde komplett umgestaltet, wir haben ein völlig neues Farbkonzept", sagt die Sprecherin. Nichts solle die Schüler an die schrecklichen Ereignisse vom 20. November erinnern.

(afp)
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