Germanwings-Absturz US-Kanzlei klagt gegen Lufthansa-Flugschule

Phoenix/Frankfurt · Die Anwälte von 78 Angehörigen der 149 Opfer des Germanwings-Absturzes vor einem Jahr haben ihre Ankündigung wahr gemacht, die Lufthansa in den USA wegen der Katastrophe zu verklagen.

 "Die Flugschule gehört zur Pilotenausbildung von Lufthansa. Also hätte man dort viel genauer hinschauen müssen."

"Die Flugschule gehört zur Pilotenausbildung von Lufthansa. Also hätte man dort viel genauer hinschauen müssen."

Foto: dpa, ve kde olg wst

Dies bestätigten der Berliner Anwalt Elmar Giemulla und sein Mönchengladbacher Kollege Christof Wellens unserer Redaktion. Germanwings ist eine Kölner Tochterfirma der Lufthansa.

Die New Yorker Kanzlei Kreindler & Kreindler hat die Klage passend zum US-Rechtssystem ausgearbeitet. Darin wirft sie der Lufthansa-Flugschule in Phoenix/Arizona vor, für den Absturz der Germanwings-Maschine mitverantwortlich zu sein, weil sie den Co-Piloten Andreas Lubitz ausgebildet hatte. Konkret werfen die Kläger Lufthansa vor, rücksichtslos Sorgfaltspflichten verletzt zu haben und Lubitz nicht umfassend in Bezug auf seine seelische Vorerkrankung untersucht und dann aus dem Verkehr gezogen zu haben. Damit habe man indirekt den Tod der Germanwings-Passagiere zu verantworten.

Lufthansa hält die Klage für aussichtslos, da sich der Absturz in Europa ereignet hatte und Lubitz in Deutschland beschäftigt war.

Ziel der Klage sind höhere Schmerzensgelder

Trotzdem könnte der Vorstoß eine kleine Aussicht auf Erfolg haben: Denn Lubitz war bereits depressiv gewesen, bevor er einen Teil seiner Ausbildung an der Flugschule in Arizona absolvierte. Angesichts dessen könnte es für den Konzern und seinen US-Ableger zum Problem werden, wenn sich einige Vorwürfe bezüglich der Zeit von Lubitz in den USA bestätigen.

Laut Klage sei beispielsweise versäumt worden, die Krankenakte von Lubitz regelmäßig auf psychologische Besonderheiten durchzusehen. Er sei trotz seiner Vergangenheit nicht regelmäßig psychologisch untersucht oder auf "mentale Fitness" geprüft worden. Und dies sei umso unverantwortlicher gewesen, weil absehbar gewesen sei, dass Lubitz einmal Pilot eines Passagierflugzeuges würde. Wellens: "Die Flugschule gehört zur Pilotenausbildung von Lufthansa. Also hätte man dort viel genauer hinschauen müssen."

Die Klage hat laut den Anwälten zum Ziel, wesentlich höhere Schmerzensgelder für die Angehörigen durchzusetzen und die Katastrophe besser aufzuklären.

(kwy)
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