Medienbericht Georgier mitten am Tag in Berlin erschossen – steckt Russland dahinter?

Berlin · Im Fall des in Berlin erschossenen 40-jährigen Georgiers gibt es einem Medienbericht zufolge Hinweise auf eine mögliche Beteiligung russischer Geheimdienste. Demnach war der Tatverdächtige vermutlich mit einer falschen Identität nach Deutschland eingereist.

 Ermittler am Tatort in Berlin-Moabit.

Ermittler am Tatort in Berlin-Moabit.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Wie der "Spiegel" berichtet, will der Tatverdächtige seinen Visaangaben zufolge Vadim Andreevich Sokolov heißen, 49 Jahre alt sein und im sibirischen Irkutsk geboren worden sein. Er gab St. Petersburg als seinen Wohnsitz an. Im nationalen russischen Passregister sei jedoch niemand mit den genannten Personalien gemeldet. In ganz Russland finde sich weder in der Passdatenbank noch im Führerscheinregister ein Eintrag, der mit den gemachten Angaben - Name, Geburtsdatum, Geburtsort - übereinstimme.

Die Reisepassnummer des Tatverdächtigen führe hingegen zu einer Einheit im Moskauer Innenministerium, die in der Vergangenheit bereits Dokumente für den Militärgeheimdienst GRU ausgestellt habe. Darüber hinaus gab der Mann nach Recherchen von "Spiegel", Bellingcat und The Insider in seinem Visumsantrag seine angebliche Adresse in St. Petersburg fehlerhaft und unvollständig an.

Vadim Andreevich Sokolov reiste den Angaben zufolge über den Pariser Flughafen Charles de Gaulle nach Europa. In dem in seinem Visumsantrag angegeben Pariser Hotel will ihn der Rezeptionist demnach nie gesehen haben.

Der 40-jährige Georgier war vor einer Woche mittags im Kleinen Tiergarten im Berliner Stadtteil Moabit erschossen worden. Als Tatverdächtiger wurde ein 49-jähriger Russe festgenommen. Die Tatwaffe und das mutmaßliche Fluchtfahrrad des Täters wurden beschlagnahmt.

Um den Mord ranken sich Spekulationen, der Georgier könne wegen seiner Vergangenheit unter anderem als Mitglied georgischer Spezialkräfte Opfer eines Auftragsmords des russischen Geheimdiensts gewesen sein. Der Kreml dementierte jegliche Verwicklung in den Vorfall.

Nach Angaben der georgischen Bürgerrechtsorganisation EMC handelt es sich bei dem Opfer um Selimchan Changoschwili, der im zweiten Tschetschenien-Krieg (1999-2009) gegen die Russen kämpfte. Laut der "Frankfurter Allgemeinen" kam er Ende 2016 als Asylbewerber nach Deutschland, nachdem er mehrfach Mordanschläge überlebt hatte.

(lukra/AFP)
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