„Falsches Deutsch“ Jürgen von der Lippe wettert gegen das Gendern

Jürgen von der Lippe hält geschlechtersensible Sprache für einen aufgesetzten Trend. Am meisten regen ihn demnach „die sinnfreien Partizipien“ auf.

 Jürgen von der Lippe (Archivfoto).

Jürgen von der Lippe (Archivfoto).

Foto: dpa/Henning Kaiser

„Es ist doch ein Skandal, dass Universitäten verlangen, dass Arbeiten von den Studenten gegendert und so in einem falschen Deutsch eingereicht werden“, sagte der 73-jährige Entertainer der „Bild am Sonntag“. „Es entsteht der Eindruck, dass es eine breite Bewegung wäre. Aber das Gegenteil ist der Fall. Je nach Umfrage wollen bis zu 91 Prozent der Deutschen nicht gendern.“

Am meisten regen ihn demnach „die sinnfreien Partizipien“ auf, mit denen manche das generische Maskulinum umgehen. Von der Lippe: „Der Bäcker ist ein Backender, wenn er in der Backstube steht. Wenn er auf dem Klo sitzt, dann nicht mehr.“

Seit Jahren wird in Deutschland debattiert, ob und wie männliche Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden - um Frauen, aber auch etwa Intersexuelle einzubeziehen. Das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen ist eine Möglichkeit. Manche setzen an die Stelle auch einen Doppelpunkt oder einen Unterstrich. In gesprochener Sprache steht dafür eine kurze Pause mitten im Wort.

Immer wieder äußerten sich in den vergangenen Monaten auch Prominente zu dem Sprachtrend. Zu den vielbeachteten Gegnern gehörten die Autorin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich (78), Schauspieler Dieter Hallervorden (86) und der Musiker Heinz Rudolf Kunze (65). Auf seinem neuen Album „80 plus“ singt Hallervorden etwa: „Für mich ist Gendern ein Martyrium“ oder: „Muss ich den Zapfhahn jetzt Zapfhuhn nennen?“ An anderer Stelle singt er: „Ich bin ein Freund der Gerechtigkeit. Beim Gendern tut mir Mutter- und Vatersprache leid. Ihr Klang so schön, es ist verzwickt, wird von Sternchen, von Punkten und Strichen gef... (Piepton).“

Gendern kommt vom englischen „gender“: Der Begriff bezeichnet die „Geschlechtsidentität des Menschen als soziale Kategorie“ (Duden) etwa im Hinblick auf Selbstwahrnehmung oder Rollenverhalten.

Von der Lippe meint, geschlechtergerechte Sprache sei gar nicht gerecht: „Wenn ich selbst queer wäre, also schwul, lesbisch, bi-, trans- oder intersexuell, wäre ich beleidigt, dass ich nur von so einem kleinen Zeichen repräsentiert werden soll. Außerdem frage ich mich, was mit all den anderen Menschen ist, die in unserer Gesellschaft benachteiligt sind.“ Solle für die auch etwas eingeführt werden? „Ein Emoji vielleicht? Das stimmt doch alles hinten und vorne nicht. Warum bleiben wir nicht einfach beim generischen Maskulinum, da kann sich jeder zu Hause fühlen.“

Er bekenne, „ein alter weißer Mann“ zu sein, der als Wurzel von Übeln wie Kolonialismus und Klimawandel ausgemacht sei, führte von der Lippe aus - wohl um Kritik vorwegzunehmen. „Nur wenn man es als Dreifach-Diskriminierung nutzt, ist es unzulässig. Denn ich darf wegen meines Alters, meiner Hautfarbe und meines Geschlechts nicht beleidigt werden. Da muss schon gleiches Recht für alle gelten.“

Für ihn sei das Gendern eine Veränderung der Sprache „von oben“, betonte von der Lippe in dem „BamS“-Interview. Doch Sprache ändere sich „von unten“. Ausnahme sei „das Beamtendeutsch. Wer sich so etwas wie "Personenvereinzelungsanlage" ausdenkt, ist vielleicht auch vom Gendern begeistert. Wissen Sie, was das ist? Nein? Ein Drehkreuz. Mir gefällt besonders der ‚Biosensor’. Das ist ein Drogenspürhund.“

Jürgen von der Lippe, der gerade ein neues Buch herausbringt („Sex ist wie Mehl“), hatte in den 80ern und 90ern seine größte Fernsehzeit. Er moderierte Quotenhits wie „So isses“, „Donnerlippchen“ und „Geld oder Liebe“. Vor 35 Jahren hatte er mit dem Lied „Guten Morgen, liebe Sorgen“ einen Hit (Charts-Platz 3).

(mba/dpa)
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