Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden Gedicht von Grass ist "Volksverhetzung"

Erfurt/Rudolstadt · Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat dem Autor Günter Grass Volksverhetzung vorgeworfen. Seine Worte seien für sie "schlicht Volksverhetzung", sagte Knobloch am Donnerstag in Erfurt bei der Gedenkstunde zur Deportation der Thüringer Juden vor 70 Jahren.

Günter Grass - Thesen und Fakten zum Israel-Gedicht
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Foto: dapd, JENS MEYER

"Günter Grass ist kein Antisemit, aber seine Thesen sind antisemitisch." Leider würden diese Gedanken in der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden fallen, wie Umfragen ergaben. "Das israelische Volk braucht in dieser Zeit echter Bedrohung echte Freunde." Dazu gehöre auch sachliche Kritik. "Das ist nicht antisemitisch", sagte Knobloch.

Mit dem israelkritischen Gedicht Was gesagt werden muss" von Günter Grass müssen sich auch die Mitglieder des deutschen PEN-Zentrums auf ihrer Jahrestagung im thüringischen Rudolstadt auseinandersetzen. Ein Mitglied der Schriftstellervereinigung hatte einen Antrag auf Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft von Grass gestellt. Die Versammlung wird sich voraussichtlich an diesem Freitag damit beschäftigen. Weder der Antragsteller, noch der erkrankte Grass werden teilnehmen.

Präsident Johano Strasser hatte sich im Vorfeld entschieden gegen eine Aberkennung gewandt. "Ich bin hundertprozentig sicher, dass dieser Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt wird." Literaturnobelpreisträger Grass sei kein Antisemit und habe nie das Existenzrecht Israels infrage gestellt, hatte er der Nachrichtenagentur dpa gesagt.

Rund 140 Mitglieder haben ihr Kommen angekündigt. Auf der Tagung bis Sonntag soll auch ein neuer Beauftragter für gefangene Schriftsteller als Nachfolger des Journalisten Dirk Sager gewählt werden, der aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet.

(dpa)
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