500. Jubiläum Gauck würdigt Reformation — Gedenkjahr in Berlin eröffnet

Berlin · Bundespräsident Joachim Gauck hat die "Initialzündung" der Reformation für die "heutige Gestalt unseres Gemeinwesens" gewürdigt. Diese sei "ohne die christlichen Kirchen nicht denkbar.

 Joachim Gauck bei der Eröffnung des Gedenkjahres in Berlin.

Joachim Gauck bei der Eröffnung des Gedenkjahres in Berlin.

Foto: dpa, ped fpt

Und sie ist nicht denkbar ohne die Reformation", sagte Gauck am Montag in Berlin bei einem Festakt zu 500 Jahren Reformation. Die Veranstaltung mit mehr als 1.000 Gästen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt war der staatliche Auftakt für die ein Jahr dauernden Feiern zum Reformationsgedenken. Zuvor hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit einem Gottesdienst in der Sankt Marienkirche die kirchlichen Feierlichkeiten eröffnet.

Das Christentum sei "durch die drei Feuer der Reformation, der Aufklärung und der Religionskritik gegangen", betonte Gauck. Mit der Säkularisation und dem Ende der selbstverständlichen Volkskirche habe es dafür einen hohen Preis bezahlt. So sei es aber in der Moderne angekommen, "jedenfalls zu großen Teilen". Die Alternative zu kritisch reflektiertem Glauben könne "leicht zu Fundamentalismus führen - und wieviel Hass und Gewalt durch ihn in die Welt kommt, erfahren wir fast täglich", meinte der Bundespräsident.

Monika Grütters: "Kulturereignis von Weltrang"

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte in seinem Grußwort, die reformatorische Wirkung gehe weit über die Kirche hinaus und reiche bis in die Gegenwart. "Demokratie und eine engagierte, kritische Bürgergesellschaft, zu der natürlich viele Mitglieder der Religionsgemeinschaften zählen, leben geradezu davon, dass es Menschen gibt, die laut 'Nein' sagen", auch dann, wenn im Namen höherer Autoritäten Unrecht geschehe, unterstrich Müller.

Weiter meinte Müller, die Reformation habe in den vergangenen fünf Jahrhunderten zum Ringen um die Freiheit ermutigt. "Die Freiheit des Christentums war untrennbar verbunden mit der Schaffung einer Gesellschaft freier und gleichberechtigter Menschen."

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bezeichnete die Reformation als "Kulturereignis von Weltrang". Ohne die auch dunklen Seiten des Reformators Martin Luther wie seinen Antijudaismus übersehen zu wollen, "kommt man nicht an ihm vorbei, wenn man die Entwicklung unserer bürgerlichen Ideale und demokratischen Werte verstehen will."

"Volksfest der Verständigung"

Mehr als 1000 Veranstaltungen deutschlandweit böten im nächsten Jahr Gelegenheit, sich mit der Reformation und ihren religiösen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen auf unser Land, auf Europa und die Welt auseinanderzusetzen, so Grütters.

Es sei gelungen, "die Reformation im Geiste der Ökumene und der Aufklärung als Teil eines gewaltigen europäischen Umwälzungs- und Lernprozesses zu würdigen und verschiedenen Perspektiven Raum zu geben", hob die Kulturstaatsministerin hervor. Als "Volksfest der Verständigung über unsere Wurzeln und Werte" lade das Jubiläum dazu ein, "die reformatorischen Herausforderungen unserer Zeit öffentlich zu reflektieren".

(das/KNA)
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