NRW bekommt in Studie schlechte Noten Für Schulwechsler geht es meist abwärts

Berlin · Zehntausenden Schülern in Deutschland bleibt nach Klasse fünf der Erfolg versagt. Sie kommen auf eine niedrigere Schulform. Der Aufstieg dagegen gelingt nur wenigen. Auch Nordrhein-Westfalen hat damit ein Problem, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Schulen in NRW - Fakten im Überblick
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Auf einen Aufsteiger kommen in NRW nach der Studie der Bertelsmann Stiftung rechnerisch 5,6 Absteiger. Ein ungünstigeres Verhältnis haben demnach nur drei Bundesländer, heißt es in der Untersuchung zur Durchlässigkeit der Schulsysteme. Verlierer der Studie ist Niedersachsen. Dort kommen auf einen Aufsteiger sogar zehn Absteiger, wie es in der Studie heißt. In Hessen ist das Verhältnis 1:9 und in Berlin 1:7.

NRW stehe möglicherweise darum besser da als Länder wie Niedersachsen und Hessen, weil hier die Lehrer seit 2006 die Aufstiegsmöglichkeiten für jeden einzelnen Schüler prüfen müssen, sagte die Autorin der Studie, Professorin Gabriele Bellenberg. Sie ist Bildungsforscherin an der Ruhr-Universität Bochum. Diese Verpflichtung gebe es in keinem anderen Bundesland.

Bundesweit 50.000 Absteiger

Allerdings ist das Problem, dass Schüler eher vom Gymnasium auf die Realschule statt umgekehrt wechseln, in ganz Deutschland ein Problem. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 50.000 Schüler herabgestuft, nur 23.000 schafften einen Aufstieg. "Der Fahrstuhl geht meistens nach unten", sagt Jörg Träger, Bildungsexperte bei der Bertelsmannstiftung. Herabstufung zählten häufig zur Praxis.

Dabei wird vor allem die Hauptschule als problematisch angesehen. Sie wird laut den Studienmachern immer mehr zum Auffangbecken für Absteiger — gerade in Hessen, Niedersachsen und NRW. Denn hier wechselten nur noch zehn Prozent der Grundschüler direkt auf die Hauptschule. In der Sekundarstufe I — also zwischen der fünften und der zehnten Klasse — bekomme die Hauptschule dann einen höheren Zulauf.

In NRW selbst gab es im Schuljahr 2010/11 innerhalb der Sekundarstufe I 10.411 "Absteiger". Die meisten Schüler wechselten von der Real- auf die Hauptschule, nämlich 5398. Vom Gymnasium auf die Realschule wechselten 4835 Schüler. 178 Schüler rutschten sogar vom Gymnasium direkt auf eine Hauptschule. Nur 1873 Schülern gelang der Aufstieg. 1181 von ihnen schafften den Sprung von der Haupt- auf die Realschule, 645 von der Realschule auf das Gymnasium.

Kein klarer Sieger

Trotz des ungünstigen Verhältnisses zwischen Auf- und Absteigern bescheinigt die Studie NRW, insgesamt gute Chancen für Studienwillige zu bieten. Wie im Bundesdurchschnitt würden in NRW rund 37 Prozent eines Schülerjahrgangs auf das Gymnasium wechseln. Am Ende erlangten aber 56,6 Prozent eine Studienberechtigung. Dies geschehe etwa durch die Fachhochschulreife, über Kollegs und Abendschulen. Damit sei Nordrhein-Westfalen bundesweit die Nummer 1.

Eine wichtige Erkenntnis der bundesweiten Vergleichsstudie sei, dass die Schulstruktur nicht der entscheidende Faktor für mehr Chancengerechtigkeit sei, sagte der Bildungsexperte der Stiftung, Jörg Dräger. Die Struktur der Schulsysteme beeinflusse zwar deren Durchlässigkeit. Vor allem aber eine bessere individuelle Förderung könne Abstiege und Klassenwiederholungen weitgehend verhindern.

Bayern kommt in der Studie übrigens am günstigsten weg. Dort liegt die Quote zwischen Auf- und Absteigern nahezu bei 1:1. Doch als einen "klaren Sieger" wollen die Studienmacher das Bundesland — und auch kein anderes — nicht sehen. Denn der Übergang von der Grund- zur Oberschule sei dort sehr restriktiv. Die Schüler würden oft verhältnismäßig niedrig eingestuft.

(dpa/rtr/kna)
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