Der verletzte Forscher Johann Westhauser "Für diese Höhle gibt es keinen Erfahreneren als ihn"

Berchtesgaden · Seit Pfingstsonntag wartet er in 1000 Meter Tiefe auf seine Rettung: der verletzte Höhlenforscher Johann Westhauser. Sein Transport aus der Höhle hat am Freitag begonnen. Der 52-Jährige weiß genau, was nun auf ihn zukommt.

 Die Riesending-Schachthöhle, in welcher der Forscher liegt.

Die Riesending-Schachthöhle, in welcher der Forscher liegt.

Foto: dpa, tha htf

Als der Einsatzleiter der Höhlenrettung Baden-Württemberg, Matthias Leyk, von dem Unglück in der Riesending-Schachthöhle erfahren hatte, habe er sofort daran gedacht, dass dies ein Fall für seinen Freund Johann Westhauser sei, sagte Leyk der Nachrichtenagentur dpa. "Dummerweise liegt er jetzt selbst da unten." Da unten, das heißt in 1000 Meter Tiefe, in einer Höhle mit engen steilen Schächten. Es wird nicht einfach, den Mann, der durch einen Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat, aus dieser Situation zu befreien. Mehrere Tage dürfte die Rettung dauern.

Allerdings dürfte Westhauser jemand sein, der diese Rettung ohne Panikattacken überstehen dürfte. "Er weiß, wie es ist, selbst auf der Trage zu liegen — alles, was passieren könnte, haben wir oft geübt", so Leyk. Westhauser habe eine Unzahl solcher Übungen absolviert und sei sehr kompetent. Seit mehr als 20 Jahren ist er selbst aktives Mitglied bei der Höhlenrettung Baden-Württemberg.

Der Mann aus Kornwestheim in Baden-Württemberg ist einer der Mitentdecker der Höhle und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung Bad Canstatt, die die Höhle seit 2002 erforscht. Mit zwei Begleitern wollte er an Pfingsten die Tiefen weiter erforschen. "Sie kannten die Höhle", sagte Bärbel Vogel, Vorsitzende des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher. "Für diese Höhle gibt es keinen erfahreneren Forscher als ihn", sagt auch sein Freund Leyk.

Beruflich Techniker am Institut für Angewandte Physik

Aber was treibt einen Höhlenforscher eigentlich an, in solche Tiefen trotz des Risikos hinabzusteigen? "Das ist vor allem die Neugier, Unerforschtes zu entdecken, und dann sind natürlich auch die fachwissenschaftlichen Fragen", erklärt Leyk.

Beruflich hat Westhauser aber nichts mit Höhlen zu tun. Er arbeitet am Institut für Angewandte Physik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) als Techniker. Dennoch dürfte er die psychische Stärke besitzen, trotz seiner Geschwächtheit die Rettung durchzustehen. "Leute, die sich in dieser Tiefe bewegen, sind physisch und psychisch sehr stark", sagt Stefan Schneider, Vizevorsitzender der Bergwacht Bayern.

Der Zustand des Mannes, der von zwei Ärzten betreut wird, ist jedenfalls nach Angaben der Helfer stabil. Sein Transport hat am späten Freitagnachmittag begonnen.

(das/dpa)
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