Abfangjäger eskortierten Maschine Fünf AKWs wegen Kontaktabbruch zu Flugzeug kurzzeitig gesperrt

Kiel/Hannover · Aufgrund des unterbrochenen Funkkontakts zu einem Flugzeug im deutschen Luftraum sind fünf Kernkraftwerke in Norddeutschland am Freitagvormittag vorübergehend geräumt worden. Abfangjäger aus drei Ländern begleiteten die Maschine, bis die Situation unter Kontrolle war.

 Betroffen war unter anderem das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein, wo zu der Zeit eine Demo stattfand.

Betroffen war unter anderem das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein, wo zu der Zeit eine Demo stattfand.

Foto: dpa, pil

Nur Notbesetzungen blieben in den Werken. Die Situation sei nach kurzer Zeit wieder unter Kontrolle gewesen, teilte das für die Atomaufsicht zuständige Energiewende-Ministerium in Kiel mit. Betroffen waren die Atomkraftwerke Brunsbüttel und Brokdorf in Schleswig-Holstein sowie Grohnde, Lingen und Unterweser in Niedersachsen.

Die Anlagen in Brunsbüttel und Unterweser sind bereits seit längerem stillgelegt, die in Grohnde sei wegen einer Revision derzeit heruntergefahren, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover. Der Funkkontakt zu dem Verkehrsflugzeug war nach Angaben des Ministeriums in Kiel zwischen 10.27 und 10.49 Uhr mindestens 22 Minuten unterbrochen. Danach wurde die Anordnung zur Räumung aufgehoben.

Nach Angaben der Luftwaffe war der Funkkontakt zu dem Flugzeug, das auf dem Weg nach London war, schon über Ungarn abgebrochen. Die Maschine sei von tschechischen Abfangjägern begleitet worden und beim Einfliegen in den deutschen Luftraum von zwei Eurofightern der Luftwaffe übernommen und dann bei Köln dann an belgische Kampfflugzeuge übergeben worden, sagte ein Sprecher.

In solchen Fällen werde per Sichtkontakt überprüft, dass es keine ungewöhnliche Situation an Bord gebe. Der Funkkontakt könne durch einen Bedienungsfehler oder eine technische Störung ausfallen. Dies komme immer mal wieder vor. Es habe sich um einen sogenannten Renegade-Voralarm gehandelt, erläuterte das Ministerium in Kiel. Renegade-Fälle sind solche, in denen möglicherweise ein Luftfahrzeug aus terroristischen oder anderen Motiven als Waffe verwendet werden könnte.

In Deutschland war 2003 das Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum in der Gemeinde Uedem (Nordrhein-Westfalen) eingerichtet worden, um den Luftraum vor solchen Bedrohungen zu schützen. Hintergrund sind die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA.

Die Kernkraftwerke seien zügig geräumt worden, hieß es. In Brokdorf löste die Polizei bei Bekanntwerden der Evakuierungsmaßnahme eine zufällig am selben Tag vor den beiden Einfahrten stattfindende Blockade-Demonstration auf. Die rund 30 Demonstranten hätten langsam ihre Plakate entfernt und sich nach und nach vom Eingangsbereich entfernt. Nach Beendigung des Alarms wurde der Protest fortgesetzt.

(isw/dpa)
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