Totes Baby in Gera Freund der Mutter festgenommen

Gera (RPO). Wieder einmal wird die thüringische Stadt Gera durch den gewaltsamen Tod eines Säuglings erschüttert. Gerade einmal fünf Monate alt war ein Baby, das am Mittwoch seinen schweren Kopfverletzungen erlag. Nun wurde der 25-jährige Freund der Mutter festgenommen. Er steht im Verdacht, das Baby getötet zu haben. Die Fälle getöteter Babys häufen sich.

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Foto: ddp

Laut Staatsanwalt schweigt der Festgenommene zu dem Vorwurf. Das Mädchen wurde am Dienstagabend noch ins Uniklinikum Jena gebracht. Dort scheiterten die Ärzte aber mit einer Notoperation. Das Baby starb schließlich an den Folgen der Misshandlung, wie der Staatsanwalt Mundt mitteilte.

Die Ermittlungsbehörde will am Donnerstag Haftbefehl wegen Verdachts des Totschlags beantragen, so Mundt. Er ist nach Angaben der Behörden nicht der Vater des Kindes. "Mehr können wir noch nicht sagen", teilte der Staatsanwalt mit. Unklar ist etwa das Motiv. Das Klinikum informierte die Polizei am Mittwochmorgen gegen 02.20 Uhr über den Tod des kleinen Mädchens.

"Baby aus geordneten Verhältnissen"

Nach Erkenntnissen des Sozialdezernats Gera stammte das Baby aus "geordneten Verhältnissen". Die 23 Jahre alter Mutter sei beim Umgang mit einem weiteren Kind unterstützt worden, das sie mit 17 Jahren bekommen habe und das bei den Großeltern lebe. Beim Kontakt mit einer Sozialarbeiterin habe die Frau einen "stabilen, glücklichen Eindruck" gemacht. Ihr Baby sei gesund und gepflegt gewesen. Die Mitarbeiterin der Sozialbehörde habe deshalb keinen Anlass zu einer Familienbegleitung gesehen.

Im Februar habe die Sozialarbeiterin die Mutter unangemeldet besucht, dabei sei die Wohnung in einem "sehr ordentlichem Zustand" gewesen. Zudem habe die Mitarbeiterin der Sozialbehörde den Eindruck gehabt, dass der Säugling sehr gut entwickelt und sehr gut versorgt gewesen sei, sagte die Stadt-Sprecherin.

Erst vor wenigen Wochen wurde eine Mutter aus Gera zu sieben Jahren Haft verurteilt, weil sie ihr Baby aus Stehhöhe auf den Fußboden warf und es danach mit dem Kopf auf den Boden schlug. Nach Aussage der Mutter schrie das Mädchen ununterbrochen und ging ihr auf die Nerven. Die kleine Lana starb an schweren Kopfverletzungen. Auch in anderen Bundesländern sorgten in den vergangenen Monaten Fälle von Kindstötungen für Entsetzen.

Babys in Garage und Tiefkühltruhe

Eine 22-Jährige war am 7. Mai vor dem Erfurter Landgericht zu neun Jahren Jugendstrafe wegen Totschlags verurteilt worden, weil sie als Jugendliche drei Kinder nach der Geburt in Plastiktüten erstickte. Die Leichen waren im Januar 2007 in der Garage des früheren Wohnhauses der Familie in Thörey gefunden worden. Die Angeklagte hatte behauptet, es seien Totgeburten gewesen.

Im sauerländischen Wenden-Möllmicke waren die Leichen von drei Babys über viele Jahre in der Tiefkühltruhe einer Familie versteckt gewesen. Sie kamen zufällig zum Vorschein, als der 18-jährige Sohn eine Pizza suchte. Unter dringendem Tatverdacht wurde die 44-jährige Mutter festgenommen, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die Hausfrau, die drei erwachsene Kinder hat, soll die anderen drei Schwangerschaften Ende der 80er Jahre vor ihrer Familie und den Nachbarn verheimlicht haben.

In Wetzlar stehen ein 23-jähriger Deutscher und eine 35-jährige Kanadierin unter dringendem Verdacht des gemeinschaftlichen Totschlags an ihrem Baby, wie die Staatsanwaltschaft Limburg mitteilte. Sie sitzen in Untersuchungshaft, schweigen aber bisher. "Laut Obduktionsergebnis muss massiv auf den Kopf des Kindes eingewirkt worden sein", sagte Oberstaatsanwalt Uwe Braun. Das Mädchen starb in der Nacht zum 2. Mai.

Das Landgericht Stade in Niedersachsen verurteilte den 23-jährigen Ziehvater des elf Monate alten Leon wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu sechs Jahren Haft. Er hatte das Kind am 3. Oktober 2007 in Cuxhaven aus Wut über verschmutzte Windeln mit der Faust geschlagen.

Im sächsischen Frauenhain war ein neugeborener Junge tot im Straßengraben gefunden worden. Das Kind habe etwa eine halbe Stunde gelebt. Die Polizei schloss nicht aus, dass es aus einem fahrenden Auto heraus in den Straßengraben geworfen wurde. "Der Tod trat ein durch fehlende intensivmedizinische Behandlung, durch Kälte und stumpfe Gewalt", sagte der Leiter der Mordkommission, Volker Wichitill.

(ap)
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