Nach Foltervorwürfen Bundespolizei richtet interne Beschwerdestelle ein

Frankfurt/Main · Die Bundespolizei zieht Konsequenzen aus den Foltervorwürfen gegen einen ihrer Beamten in Hannover und richtet eine Sonderbeschwerdestelle ein. Das sagte der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

 Foltervorwürfe in Hannover: Die Bundespolizei zieht Konsequenzen.

Foltervorwürfe in Hannover: Die Bundespolizei zieht Konsequenzen.

Foto: ap

Ein direkt dem Präsidenten unterstellter Beamter solle "außerhalb des Dienstwegs" Meldungen "von jedem aus der Organisation" entgegennehmen, dem Verdächtiges auffällt. So will die Bundespolizei verhindern, dass Kollegen sich erst lange nach Übergriffen an die Staatsanwaltschaft wenden und die Medien einschalten.

Ein 39-jähriger Bundespolizist wird beschuldigt, in einer Polizeiwache in Hannover in mindestens zwei Fällen Flüchtlinge misshandelt zu haben. Nach Informationen des NDR-Fernsehmagazins "Hallo Niedersachsen" soll der Mann einen afghanischen Flüchtling gewürgt und an Fußfesseln umhergeschleift haben. In einem anderen Fall soll er einen Marokkaner erniedrigt und diesem verdorbenes Schweinemett verabreicht haben.

Bundespolizei-Präsident Romann will die Beschwerdestelle laut Zeitung nicht als Schuldeingeständnis verstanden wissen, sondern als vorbeugende Maßnahme. "Konsequenzen ziehen wir erst, wenn der Sachverhalt restlos aufgeklärt ist", sagte er der "FAS". "Vorverurteilungen der Bundespolizei erfolgen zu Unrecht und zur Unzeit." Die Bundespolizei mit ihren rund 40.000 Mitarbeitern verfüge über "große interkulturelle Kompetenz" und lange Erfahrung mit Ausländern. 2,25 Prozent der Mitarbeiter seien Ausländer.

Martin Schilff, im geschäftsführenden Vorstand der Bundesgewerkschaft der Polizei zuständig für die Bundespolizei, forderte in der "Welt" (Dienstagsausgabe) eine Neuorientierung in der Aus- und Fortbildung. Dort müsse den Beamten "intensiv vermittelt werden, dass sie sich im Falle des Fehlverhaltens von Kollegen anonym an zuständige Stellen wenden können". Es müsse eine Kultur geschaffen werden, die Straftaten in den eigenen Reihen und auch das Einschüchtern mutiger Kollegen nicht toleriert."

(AFP)
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