Lücken in der Aschewolke Flugsicherung lockert Sperrung des Luftraums

Düsseldorf (RPO). Das Chaos im europäischen Flufverkehr hat am Sonntag bizarre Ausmaße angenommen. Am Nachmittag lockerte die Flugsicherung vorübergehend die Sperrung des deutschen Luftraums: Flieger aus Frankfurt durften nur in Richtung Norden starten, andere nur nach Osten. Ab 20 Uhr gilt meist wieder ein Flugverbot. Die Airlines sind massiv verärgert.

An insgesamt sieben deutschen Flughäfen wurde bis zum Abend der Luftraum freigegeben, wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) am Sonntag in Langen mitteilte. Freigegeben wurden ab 16 Uhr die Flugplätze Berlin Tegel und Berlin Schönefeld sowie die Flughäfen in Erfurt, Leipzig und Hannover. Ab 16.45 Uhr folgten das wichtige Drehkreuz Frankfurt und der für Billigflieger bedeutsame Flughafen Frankfurt/Hahn.

Die beiden Berliner Flugplätze sollten zunächst bis 22.00 Uhr geöffnet bleiben, In später wurde die Frist bis 24 Uhr verlängert. Alle anderen Flughäfen schlossen um 20 Uhr. Gegen 2 Uhr steht eine Neubewertung an.

In der Aschewolke hätten sich Schlupflöcher aufgetan, hieß es zur Begründung von seiten der Flugsicherung. Ein Sprecher der Berliner Flughäfen warnte Passagiere allerdings, ohne Absprache mit der Fluggesellschaft nach Tegel oder Schönefeld zu fahren. Wegen der kurzfristigen Ankündigung sei es unklar, ob überhaupt Flugzeuge in dem Zeitfenster starten würden.

Geradezu abstrus klangen in diesem Zusammenhang Meldungen vom Hamburger Flughafen. Der wurde Agenturberichten zufolge nur für ganze zehn Minuten geöffnet. Eine Behördensprecherin sagte, die Lücke in der Aschewolke sei nur von kurzer Dauer gewesen. "Mit so einem kurzen Zeitfenster können wir nichts anfangen", sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft.

Mit der sehr kurzfristigen Öffnung verschiedener Flughäfen ohne Vorlauf sei weder der Fluggesellschaft noch den Passagieren gedient, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Es sei logistisch nicht möglich, den Flugbetrieb innerhalb so kurzer Frist wieder aufzunehmen. Dazu brauche es mehr Vorlaufzeit.

Schon zuvor war zwischen Flugsicherung und Fluglinien am Sonntag ein heftiger Streit über das Flugverbot entbrannt. Die Lufthansa nannte die Sperrung des Luftraums skandalös. Deutschlands größte Airline bemängelt, dass sich die Behörden nur auf Prognosen stützen. Ob tatsächlich gefährliche Asche in der Luft sei, habe niemand überprüft. Jets kehrten "ohne einen Kratzer" von Testflügen zurück. Die Airline, der wegen des Flugverbots massiv Umsatz entgeht, behalte sich Regressansprüche vor.

Bisher mehr als 63.000 Flüge annulliert

Die anderen Staaten verlängerten größtenteils die Sperrung ihrer Lufträume, einige Länder wie Irland, Nordfrankreich, Finnland und Tschechien sogar bis in den Montag hinein. In Österreich wurde nach mehreren Testflügen erwogen, den Luftraum am Montagmorgen zumindest zeitweise wieder zu öffnen.

Seit Donnerstag wurden laut der Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol europaweit mehr als 63.000 Flüge annulliert. Der Internationalen Flug-Transport-Vereinigung zufolge kosten die Annullierungen die Branche mindestens 150 Millionen Euro pro Tag.

(AFP/APN/RTR/pst)
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