Hauptstadt-Airport BER Flughafenchef Schwarz muss gehen

Berlin · Der Geschäftsführer des Berliner Großflughafens BER, Rainer Schwarz, ist wegen des Debakels um die Verzögerungen bei dem Hauptstadt-Airport entlassen worden.

 BER-Flughafen-Chef Rainer Schwarz muss gehen.

BER-Flughafen-Chef Rainer Schwarz muss gehen.

Foto: dpa, Marc Tirl

Der bisherige Flughafen-Chef sei abberufen worden, sagte der neue Aufsichtsvorsitzende, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), am Mittwoch vor Journalisten. Ein Nachfolger werde jetzt gesucht.

Lange hat er allen Gerüchten über seine bevorstehende Ablösung getrotzt. Nun ist er doch gestürzt. Der Aufsichtsrat der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) hat den Sprecher der Geschäftsführung, Rainer Schwarz, am Mittwoch fallen gelassen. Grund sind die erheblichen Verzögerungen und die deutlichen Mehrkosten beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld.

"Das ist die spannendste Aufgabe, die es in der Branche überhaupt gibt", hatte Rainer Schwarz am 9. Dezember 2005 betont. Der viel gelobte Topmanager war gerade im Aufsichtsrat zum neuen Chef der Berliner Flughafengesellschaft bestimmt worden. Aufsichtsratschef war Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Er war überzeugt, dass Schwarz den Bau des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld "erfolgreich und kosteneffizient" vorantreiben wird. Im Jahr 2011 sollte der Airport nach damaligen Plänen in Betrieb gehen und die beiden Berliner Flughäfen Tegel und Tempelhof überflüssig machen.

Der "Fluchhafen"

Mehr als sieben Jahre später ist der Flughafen noch immer nicht in Betrieb. Seit dem Baubeginn im Jahr 2006 ist die Eröffnung schon vier Mal verschoben worden. Der Aufsichtsrat hat trotzdem lange an Schwarz festgehalten, zuletzt jedoch drängte vor allem der Bund auf seine Entlassung. Der Bund ist ebenso Gesellschafter der FBB wie Berlin und Brandenburg. Der hoch dotierte Vertrag von Schwarz wäre noch bis 2016 gelaufen.

Vor Schwarz musste wegen der erheblichen Probleme bei Planung und Bau des Flughafens bereits Technikchef Manfred Körtgen seinen Hut nehmen. Nach den Plänen seines Nachfolgers Horst Amann sollte der im Volksmund schon "Fluchhafen" genannte Airport Ende Oktober 2013 öffnen, doch auch das wurde kürzlich abgesagt. Ein neuer Termin ist noch offen.

Honorarprofessor für Luftfahrtlogistik

Der Bau läuft anders, als Wowereit einst annahm, weder erfolgreich noch kosteneffizient. Die Kosten hätten sich bei einer Eröffnung im Oktober auf 4,3 Milliarden Euro verdoppelt, jetzt ist mit weiteren Mehrkosten zu rechnen. Der 55 Jahre alte Schwarz ließ dennoch alle Kritik mit fast stoischer Ruhe an sich abperlen. Er sehe keine Veranlassung, aus der Verantwortung zu gehen, betonte Schwarz gerne und zeigte sich überzeugt, dass der Flughafen "am Ende des Tages" ein Erfolg werde.

Bevor Schwarz in Schönefeld Sprecher der Geschäftsführung wurde, hatte er insgesamt zehn Jahre lang die Geschäfte der Flughäfen Nürnberg (1996-2001) und Düsseldorf (2002-2006) geführt. Davor war er schon acht Jahre einer der Manager des Flughafens in München (1988-1996) gewesen. Seine berufliche Laufbahn hatte 1982 als Wirtschaftsprüfungsassistent bei der Warentreuhand AG in Berlin begonnen.

Schwarz ist promovierter Betriebswirt - er studierte in Paderborn, Berlin und den USA und promovierte in Bayreuth. Im Jahr 2008 wurde er zum Honorarprofessor für Luftfahrtlogistik an der Technischen Hochschule Wildau berufen. Auch mit dieser Nebentätigkeit machte er in den vergangenen Monaten Schlagzeilen.
Kritiker warfen ihm vor, Vorträge zu halten statt sich um den Flughafen zu kümmern.

Schicke Villa am See

Privat hatte sich der verheiratete, zweifache Familienvater in Potsdam niedergelassen. Flughafenkritiker rückten ihm auch dort schon auf die Pelle. Im August 2012 simulierten sie vor seinem Wohnhaus, einer Villa an einem See, wie viel Krach Flugzeuge machen.

Schwarz bekommt als Flughafenchef ein Grundgehalt von mehr als 300.000 Euro im Jahr. Das ist mehr als das Doppelte des Einkommens von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Hinzu kommen umstrittene Boni - unter anderem 37.000 Euro für das Jahr 2010. Aus der Politik werden denn auch Forderungen laut, Schwarz solle auf eine mögliche Millionenabfindung verzichten.

Beim ersten Spatenstich für den Hauptstadtflughafen am 5.
September 2006 hatte der damalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) betont, der Airport werde die Hauptstadtregion in die "Liga der großen Wettbewerber katapultieren". Den Beweis blieb Schwarz schuldig. Derzeit bestimmen Pannen die Schlagzeilen.

(afp/dpa/sap/rm)
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