"Reden, reden, reden" Flaute im Bett? - So kommt die Lust wieder

Hamburg (rpo). Paare können noch so verliebt sein - irgendwann schleicht sich in die Beziehung der Alltag ein und nicht selten auch Unzufriedenheit mit dem Sexleben. Über kaum etwas wird so häufig geredet wie Sex im allgemeinen, doch das eigene Liebesleben ist bei Gesprächen fast immer Tabu. Ein Fehler, wie Psychologen meinen.

 Ein kleiner Liebesurlaub kann Wunder wirken gegen die Flaute im Bett.

Ein kleiner Liebesurlaub kann Wunder wirken gegen die Flaute im Bett.

Foto: ddp

Rosarote Wolken, Schmetterlinge im Bauch, ganze Wochenenden im Bett und die große Sehnsucht, wenn der Partner auch nur ein paar Stunden nicht da ist. So oder ähnlich beginnen die meisten Liebesgeschichten. Lust und Leidenschaft gehören dazu, wie die Luft zum Atmen. Doch leider bleibt das meistens nicht so.

Unerbittlich schleicht sich in der Beziehung der Alltag ein - und der macht auch vor der Bettkante nicht halt. Sex haben nur noch die anderen - behaupten sie zumindest. Während im Kino Männer und Frauen nicht voneinander lassen können und die Werbung sexy Menschen zu Ikonen stilisiert, herrscht in deutschen Betten Sprach- und Ratlosigkeit.

"Die Leute reden permanent über Sex, nur nicht miteinander über ihren eigenen", hat Doris Burger festgestellt. Die 45-jährige Journalistin und Autorin aus Hamburg hat für ihr Buch "Der Sex-Knigge. Davor-dabei-danach" mit Hausfrauen, Geschäftsmännern, Prostituierten, Taxifahrern, Verkäuferinnen und Studenten gesprochen. Das Ergebnis hat selbst sie überrascht. Während alle bereitwillig über das Thema Sexualität im Allgemeinen gesprochen haben, waren sie schnell verlegen und peinlich berührt, wenn sie aus ihrem eigenen Liebesleben berichten sollten. Selbst für Paare, so schien es Burger, war das Gespräch miteinander über Sex, Gefühle und Bedürfnisse eine enorme Überwindung.

Sex-Spielzeug und Dessous sind nicht falsch

"Die Hemmungen, über die eigenen Wünsche im Bett zu reden, sind unheimlich groß", hat auch Paartherapeut Volker van den Boom festgestellt. Es herrsche eine regelrechte Sprachlosigkeit zwischen Mann und Frau. Die jedoch beginnt seiner Meinung nach nicht erst im Ehebett. Vielmehr sei sie das Ergebnis von mangelnder Nähe im Paar-Alltag. Es sei sicher nicht falsch, so der 49-Jährige, der gemeinsamen Lust mit anregenden Filmen, Sex-Spielzeug, Dessous und erotischer Literatur auf die Sprünge zu helfen. Das bringe jedoch meistens nur jenen Paaren einen (Lust)-Gewinn, die sich ohnehin schon lustvoll und intensiv miteinander beschäftigen. Allen anderen rät er, bei gemeinsamen Aktivitäten wieder zueinander zu finden. Motto: Wirkliche Nähe schafft Lust. "Ich weiß, das klingt für viele anstrengend. Aber erst, wenn man sich wieder aufeinander einlässt, Lust hat, dem anderen generell nah zu sein, klappt es auch wieder im Bett", ist van den Boom sicher.

"Reden, reden, reden", nennt Psychologe Wilfried Ott sein Erfolgskonzept. Denn Lust beginne weit vor der Bettkante. "Die Paare sollten sich wieder umeinander bemühen, wie am Anfang ihrer Beziehung", rät der 48-Jährige. Flirten, schäkern, den anderen spüren, fühlen, all das tun, was anfangs so selbstverständlich erschien. "Wenn zwischen Mann und Frau schon die große Sprachlosigkeit ausgebrochen ist, ist es schon sehr weit gekommen", meint der Frankfurter Therapeut. Er rät seinen Klienten, ihre kleinen Alltags-Rituale zu vertiefen. Das Frühstück zu zweit, die morgendliche Zeitungslektüre, Spaziergänge, ein gemeinsames Hobby, all dies stärke die Paare in ihrer Beziehung zueinander.

Neben dem Reden sei aber auch das Zuhören enorm wichtig. Denn nur so könne man im wahrsten Sinne heraushören, was den anderen beschäftigt. "Vielen hilft es, wenn sie sich dafür extra Zeit einräumen", so Wilfried Ott. Fünf bis zehn Minuten am Tag, in denen es nur darum geht, sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken. Absolutes Tabu: in alte Muster verfallen, dem anderen Vorwürfe machen oder ihn kränken. Schließlich wolle man wieder zueinander finden, im Alltag und im Bett wieder Spaß miteinander haben.

Ist die erste Sprachlosigkeit überwunden, fällt es vielen leichter, auch im Bett wieder wirkliche Nähe und Lust zu spüren und über geheime Wünsche zu sprechen. "Ich habe da neulich etwas interessantes gelesen, könntest du dir vorstellen, dass wir das auch mal ausprobieren", wäre nach Doris Burger eine gute Einleitung, um wieder etwas mehr Abwechslung ins Schlafzimmer zu bringen. Und die wünscht sie ihren Lesern sehr. Denn mit ihrem frech geschriebenen Sex-Knigge möchte sie Paare ermutigen, das heikle Thema auf humorvolle Weise anzugehen. Frei nach dem Motto: Erlaubt ist, was beiden Lust macht und gefällt.

Weiterführende Bücher zum Thema:

(afp)
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