Massenhaft tote Tiere in der Oder Polen schließt Schwermetalle und Quecksilber als Ursache für Fischsterben aus

Frankfurt (Oder)/Warschau · Tausende tote Fische treiben in der Oder. Quecksilber und Schwermetalle als Ursache schließt die polnische Regierung aus. Nun wird weiter gerätselt. Es gibt aber einen Verdacht.

Polen/Deutschland: Bilder vom Fischsterben in der Oder​
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So dramatisch ist das Fischsterben in der Oder

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Foto: dpa/Patrick Pleul

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat bei der Aufklärung des Fischsterbens in der Oder anfängliche Probleme bei der Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Polen zugegeben. Sie habe nun eine bessere Koordinierung vereinbart, sagte die Grünen-Politikerin am Samstagabend bei einem Besuch in Frankfurt (Oder) nahe der Grenze. Die Ursachen sind weiter unbekannt. Spekuliert wird, dass Chemie-Abfälle in den Fluss gekippt wurden. Polens Polizei setzte für Hinweise auf Täter 210 000 Euro Belohnung aus.

Im Oder-Grenzgebiet begannen Hunderte Helfer damit, tote Tiere einzusammeln. In der Kleinstadt Lebus nahe Frankfurt breitete sich durch die Verwesung unangenehmer Geruch aus, wie ein dpa-Reporter feststellte. Zu sehen war auch, wie Vögel tote Fische wegbrachten. Einsatzkräfte trugen Gummistiefel und Handschuhe, um sich vor direktem Kontakt mit dem Wasser und den Fischen zu schützen. „Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen“, sagte Thomas Rubin für die Kreisverwaltung. Auf rund 80 Kilometern Länge seien etwa 300 Helfer vor allem am Ufer unterwegs.

Lemke sprach mit Einsatzkräften von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Sie kritisierte, dass aus Polen Informationen gefehlt hätten. „Die Frage der deutsch-polnischen Zusammenarbeit hat an dieser Stelle ganz offensichtlich nicht funktioniert“, sagte die Ministerin. „Sonst hätten wir früher Informationen erhalten, zumindest das Land Brandenburg oder auch die Anrainerkommunen.“

Mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa habe sie am Freitag in einem ersten Gespräch vereinbart, dass es eine gemeinsame Bewertung durch Experten sowie einen Austausch der Analyseergebnisse geben solle. Lemke dankte Helfern und Anglern, die schnell auf die toten Fische aufmerksam gemacht hätten.

Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) weist die Oder „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ auf. Das sind im Wasser gelöste Salze. Dem Landesministerium zufolge könnte dies in Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen. „Nach jetzigen Erkenntnissen wird es jedoch nicht ein einziger Faktor sein, der das Fischsterben in der Oder verursacht hat.“

Die polnische Regierung schließt derweil Schwermetalle als Ursache aus. Dies hätten weitere Analysen toter Fische durch das staatliche Veterinärinstitut ergeben, schrieb Umweltministerin Anna Moskwa am Samstagabend auf Twitter. Zuvor hatte die Regierung in Warschau bereits erhöhte Quersilberwerte als Grund für das Fischsterben ausgeschlossen.

 Viele tote Fische treiben im Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder im Nationalpark Unteres Odertal nördlich der Stadt Schwedt.

Viele tote Fische treiben im Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder im Nationalpark Unteres Odertal nördlich der Stadt Schwedt.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli Hinweise, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben. Nun stehen Regierung und Behörden in der Kritik, gezögert zu haben. Am Freitagabend entließ Regierungschef Mateusz Morawiecki deshalb die Leiter der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er selbst habe erst am Mittwoch von dem massiven Fischsterben erfahren. „Ich wurde auf jeden Fall zu spät informiert.“

(zim/dpa)
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