Tragischer Unfall mit zwei Toten in Hamburg Feuerwehrmann schweigt vor Gericht

Hamburg · Aufmerksam verfolgt der Angeklagte die Verhandlung vor dem Hamburger Landgericht. Dabei möchte der junge Feuerwehrmann selbst im Prozess nicht aussagen. Zu schwer sei das Geschehene für seinen Mandanten, sagte sein Anwalt Harald Roeske am Montag zum Prozessauftakt.

 Nach einem folgenschweren Unfall eines Feuerwehrwagens mit einem Bus beginnt nun in Hamburg der Prozess gegen den Feuerwehrmann.

Nach einem folgenschweren Unfall eines Feuerwehrwagens mit einem Bus beginnt nun in Hamburg der Prozess gegen den Feuerwehrmann.

Foto: dpa, Bodo Marks

Zu wenig könne der Beschuldigte sich noch an die Ereignisse im Juli 2011 erinnern, als er als Fahrer eines Löschfahrzeuges mit einem Linienbus zusammenprallte. Ein Unfall, bei dem zwei Menschen starben und 23 teils schwer verletzt wurden.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet auf fahrlässige Tötung in zwei Fällen und fahrlässige Körperverletzung in 23 Fällen. Der 28-Jährige sei zwar mit Blaulicht unterwegs gewesen, habe aber das Martinshorn nicht rechtzeitig eingeschaltet. Zudem sei er mit Tempo 50 ungebremst in den Linienbus gerast, obwohl wegen der Ampelkreuzung Vorsicht geboten war.

Insgesamt fünf Feuerwehrmänner saßen bei dem Unfall im Löschfahrzeug. Alle waren bereits seit sieben Stunden im Dienst, als der Einsatz kam: Ein Fahrstuhlbrand in einem Hochhaus, Gefährdung von Personen möglich. Der 28 Jahre alte Angeklagte war als Fahrer eingeteilt. Jeder der Feuerwehrmänner wusste, was er zu tun hatte.
Für den 28-Jährigen hieß das als Fahrer auch, das Blaulicht und das Martinshorn zu betätigen - ob er dies getan hatte, scheint ein Jahr später niemand mehr zu wissen.

Aus "felsenfest überzeugt" wird "vermutlich"

"Pass auf, der Bus", habe er noch rufen können, sagt der damalige Einsatzleiter am Montag vor Gericht. Da sei es schon zu spät gewesen. Ihr Löschfahrzeug krachte in einen Linienbus, der aus dem Busbahnhof Hamburg-Tonndorf ausfuhr. Er meine, er habe im Bus zahlreiche Personen sehen können, die schrien und krampfhaft versuchten sich festzuhalten, berichtet der Einsatzleiter. Der Bus wurde mit Wucht in einen Vorgarten geschleudert. Eine 62 Jahre alte Frau und ein 78 Jahre alter Mann starben noch am Unfallort. 18 Fahrgäste im Bus, der Busfahrer und die Feuerwehrmänner selbst wurden teils schwer verletzt.

Er glaube, dass sein Kollege gebremst habe, sagte einer der Feuerwehrmänner. "Ich bin aufgrund der Vollbremsung gegen die Frontscheibe gedrückt worden", sagte der Einsatzleiter. Wenigstens vermute er das. Auch der dritte Kollege, der am Montag befragt wurde, meinte sich an eine Bremsung erinnern zu können - sicher ist sich keiner. Auch das Martinshorn haben alle Kollegen wohl gehört.
Davon sei er felsenfest überzeugt, sagte der erste Feuerwehrmann, der zum Prozessauftakt befragt wurde. Zumindest sei er direkt nach dem Unfall davon überzeugt gewesen, aber dann habe er mit den anderen gesprochen und das habe ihn verunsichert.

Immer wieder fragt die Vorsitzende Richterin, ob die Zeugen sich sicher seien und immer wieder relativieren die Befragten ihre Aussage. Aus "felsenfest überzeugt" wurde "vermutlich" und "wahrscheinlich". Ob es eine Bremsung gab und ob das Martinshorn angeschaltet war, bleibt die große Frage - und auch, ob jemand sie beantworten kann. Der Angeklagte selbst will schweigen.

Das Verfahren wird am Donnerstag (16. August) fortgesetzt.

(dpa)
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