Besteller von Charlotte Roche im Kino "Feuchtgebiete": Das sagen die Zuschauer

Düsseldorf · Mit Ekel, Abscheu und Begeisterung haben die Kinobesucher in Düsseldorf auf die Bestseller-Verfilmung reagiert.

Der Kinofilm zu Charlotte Roches "Feuchtgebiete" hat eine Debatte um eklige Szenen auf der Leinwand ausgelöst. Schon jetzt ist die Bestseller-Verfilmung einer der meist diskutierten Filme des Jahres. Die ohnehin schon sehr expliziten Formulierungen und Tabu-Themen ihres Buches wie weibliche Hygiene und Sexpraktiken sind nun überall in Deutschland großformatig in den Kinos zu sehen.

Einige Besucher reagierten entsetzt. Es sei etwas ganz anderes, die Geschichte der jungen Frau und den sehr freien Umgang mit ihrem Körper auf einer großen Leinwand zu erblicken — mit vielen anderen Kino-Besuchern zusammen. Am Mittwochabend wurden spezielle Events zum Filmstart für Frauen angeboten. Aber auch einige Männer besuchten die ersten Vorstellungen.

Roche selbst sagte bei der Premiere im Düsseldorfer Frankenheim-Open-Air-Kino vergangene Woche, dass der Film "wahnsinnig gut" geworden sei, sogar besser, als sie es sich zu wünschen gewagt hätte. "Feuchtgebiete" sei ein "Gute-Laune-Film mit traurigen Momenten". Doch auch sie selbst habe sich zunächst etwas bei einigen Videosequenzen geekelt, sagte die Autorin. "Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, saß ich da die meiste Zeit mit dem Gesicht im Pullover und hab' gequietscht und geschwitzt und mich geschämt."

Stimmen von Kinobesuchern zum Film

Sara Faust (31) fand das Buch "super" und schön für die Leinwand umgesetzt. "Der Film zeigt deutlicher als das Buch, dass das Mädchen nur äußerlich großmäulig ist, aber hinter der Fassade ein verstörtes Kind steckt", sagt die Apothekerin. Sie lobt die Schauspielerin Carla Juri. "Sie zeigt Stärke und Verletzbarkeit." Auf viele Ekel-Szenen hätte die Düsseldorferin allerdings verzichten können. "Im Kino hatte ich zuweilen Sorge, mein Essen bei mir zu behalten." Den Kino-Besuch hat sie aber nicht bereut, und sie empfiehlt "Feuchtgebiete" weiter. "Aber wem das Buch nicht gefiel, der wird den Film auch nicht mögen."

Carina Hafemann (23) war überrascht, dass der Film so viele unappetitliche Szenen aus dem Buch übernommen hat. "Der Roman war schon sehr provozierend und gewollt ekelhervorrufend - der Film könnte auch mit weniger auskommen", sagt die Gesundheitspflegerin aus Düsseldorf. Sie kann verstehen, wenn nicht jedem der Film gefällt. Ihr Tipp: "Hörbuch kaufen", sagt sie. "Charlotte Roche liest ihre Geschichte selbst und betont die Sätze passend." Uneingeschränkt weiterempfehlen möchte Carina Hafemann den Film nicht. "Aber wer mitdiskutieren möchte, für den ist ein Kinobesuch eine gute Idee."

Phil Schumitz (22) ist ein überzeugter Fan. "Schon beim Hörbuch habe ich viel gelacht", sagt er. "Dann habe ich innerhalb eines Tages noch das Buch gelesen und fand es ganz toll." Über die Kinoversion war er etwas überrascht. "Der Film ist viel weniger zum Lachen, die Handlung ist viel tragischer." Außerdem sei ihm bei manchen Bildern schlecht geworden. "Der Film lässt ja nichts aus - weder Stuhlgang noch andere Körpersekrete." Trotzdem bleibt der Düsseldorfer ein Anhänger von "Feuchtgebiete". "Den Film muss man gesehen haben", findet er. "Zwar ist er nichts für schwache Nerven, aber ich fand ihn richtig cool."

Sarah Wagner (17) hat sich nicht viel mit dem Buch "Feuchtgebiete" beschäftigt. "Ich habe nur einige Auszüge gelesen, von denen Freunde begeistert waren", sagt die Schülerin aus Düsseldorf. Kurz vor dem Filmstart ist sie aber voller Erwartung auf die Kino-Version und mit Freunden gekommen. "Ich bin gespannt zu sehen, wie über Geschlechtskrankheiten erzählt wird. Ich erwarte, dass offen und unzensiert alles gezeigt wird." Sarah Wagner hat viele Kritiken über den Film gelesen. "Bei Premieren sollen ja sogar Zuschauer rausgelaufen sein. Aber ich gehe jetzt ins Kino, um mir eine eigene Meinung zu bilden."

(RP)
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