Eurostat-Auswertung für Deutschland Jeder Sechste kann sich keine Urlaubsreise leisten
Berlin · Ferienzeit ist Urlaubszeit. Aber Millionen Bundesbürger müssen zu Hause bleiben - aus finanziellen Gründen. Sie können sich eine Reise schlichtweg nicht leisten.
Im vergangenen Jahr waren 16 Prozent der Menschen in Deutschland finanziell nicht dazu in der Lage, in den Urlaub zu fahren, wie aus Daten des Europäischen Statistikamts Eurostat hervorgeht. Darauf macht die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann aufmerksam. „Besonders in der Ferienzeit ist es für Kinder natürlich bitter, wenn sie gerne verreisen würden, es aber nicht geht“, sagt die Sozialpolitikerin. „Die Menschen brauchen wieder mehr Geld in der Tasche.“
Bei Alleinerziehenden war 2017 für 32,6 Prozent keine einwöchiger Urlaub woanders als zu Hause möglich, bei Alleinstehenden für 24,7 Prozent. Die Zahlen werden bei einer jährlichen Befragung zu materieller Entbehrung erhoben. In der gesamten Europäischen Union konnten sich im vergangenen Jahr 30,5 Prozent der Menschen keine einwöchige Urlaubsreise leisten.
Allerdings ist der Anteil derer, die zu Hause bleiben mussten, in den vergangenen Jahren gesunken. Laut Eurostat waren 2010 noch 23,7 der Bundesbürger betroffen. Seither gingen die Werte bei leichten Schwankungen zurück. 2016 konnten sich 18,4 Prozent der Menschen in Deutschland keine Urlaubsreise leisten. 2017 sank der Anteil weiter auf rund 16 Prozent.
Hartz-IV-Bezieher haben im Fall einer Urlaubsreise zudem zu beachten, dass sie eigentlich für die Jobcenter erreichbar sein sollen. Allerdings regelt eine Erreichbarkeits-Anordnung, dass Betroffene bis zu drei Wochen im Jahr abwesend sein können, ohne dass die Bezüge gekürzt werden. Sie müssen dies aber beantragen. Extra Urlaubsgeld gibt es nicht. Aber sofern die Bezieher von Grundsicherung sich das leisten können, können sie in der Zeit auch ins Ausland verreisen.
