Bayern Fehler eines Monteurs offenbar Ursache für Gasexplosion

Ansbach (rpo). Die Gasexplosin im bayerischen Lehrberg, bei der fünf Menschen getötet und 16 verletzt wurden, ist wohl auf menschliches Versagen zurückzuführen. Unmittelbar vor dem Unglück hatte ein Monteur ein undichtes Ventil am Flüssiggastank repariert und dabei das Ventil und einen Einfüllstutzen herausgedreht.

Gasexplosion im bayerischen Lehrberg
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Foto: ddp

"Das war auf jeden Fall falsch", betonte der Leitende Oberstaatsanwalt Ernst Metzger. Durch das Fehlen des Einfüllstutzens seien aus der fünf Zentimeter breiten Öffnung pro Sekunde zwei Kilogramm Flüssiggas mit einem Druck von sechs Bar ausgetreten. Dem Monteur sei es nicht mehr möglich gewesen, das Ventil per Hand wieder einzudrehen. Bis zur Explosion habe sich schließlich eine Gaswolke in der Größe von fünf Einfamilienhäusern gebildet. Was die Detonation letztlich auslöste, war zunächst unklar.

Gegen den Monteur, der bei der Explosion selbst leicht verletzt wurde, werde nun wegen fahrlässiger Tötung in fünf Fällen, fahrlässiger Körperverletzung in 16 Fällen und fahrlässigen Herbeiführens einer Explosion ermittelt, sagte Metzger.

Der 42-Jährige habe bislang keine Angaben zur Sache gemacht. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass er den Einfüllstutzen absichtlich herausgedreht haben könnte. Nun müsse überprüft werden, welchen Auftrag der Mann von seinem Unternehmen erhalten habe und ob er möglicherweise unerfahren oder nicht qualifiziert für die Reparatur gewesen sei. "Es wird Wochen, vielleicht Monate dauern, bis wir Sicherheit haben", betonte der Oberstaatsanwalt.

Bei der verheerenden Explosion waren am vergangenen Freitag ein Wohn- und Geschäftshaus mit einer Bäckerei und einem Café dem Erdboden gleichgemacht worden. In den Trümmern starben die 71-jährige Seniorchefin der Bäckerei, eine 17 Jahre alte Auszubildende, der 42-jährige Juniorchef, eine 34-jährige Verkäuferin und ein 35-jähriger Bäcker. Laut Staatsanwalt Erwin Porzner kamen drei der Opfer unmittelbar durch die Explosion ums Leben, zwei weitere wurden von den Trümmern erschlagen. Von den 16 Verletzten schweben zwei noch immer in Lebensgefahr.

Neben dem Wohnhaus, einer Garage und einer Scheune im Hinterhof wurden durch die Wucht der Detonation noch 55 weitere Gebäude im Umkreis erheblich beschädigt. Die Polizei bezifferte den Schaden am Donnerstag auf vier Millionen Euro.

Gastank erhielt im Juli Prüfplakette

Nach Angaben der Kripo wurde der Gastank, der etwa 50 bis 80 Meter hinter der Bäckerei stand, 2000 vom TÜV geprüft und 2001 in Betrieb genommen. Er gehörte zu einer benachbarten Metzgerei mit Gaststätte. Am 26. Juli war der Tank zuletzt überprüft worden. Dabei war festgestellt worden, dass ein Füllventil "geringfügig undicht" war. Dennoch wurde die Prüfplakette erteilt. Etwa einen Monat vor der Explosion war der 4.850 Liter fassende Tank erneut befüllt worden.

Weiterhin unklar blieb, wieso sich die Bäckersfamilie nicht in Sicherheit gebracht hatte, obwohl etwa fünf Minuten vor der Detonation über Lautsprecher und über Radio vor der Gefahr gewarnt wurde. Wenige Sekunden vor dem Unglück sei sogar noch ein Feuerwehrmann in die Bäckerei gegangen, sagte Kriminalhauptkommissar Hermann Lennert. "Vielleicht haben sie die Dimension falsch eingeschätzt", mutmaßte er.

(ap)
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