Deutscher unter Mordverdacht Ermittler im Fall Maddie prüfen Verbindungen zu Vermisstenfällen Inga und Rene

Magdeburg · Im Fall „Maddie“ McCann prüfen die Ermittler einem Medienbericht zufolge einen Zusammenhang zum Verschwinden eines deutschen Jungen aus dem Großraum Köln in Portugal 1996. Außerdem führt eine Spur nach Sachsen-Anhalt, wo 2015 ein fünfjähriges Mädchen verschwand.

 Zwei Männer stellen Sonnenschirme am Strand von Praia da Luz an der portugiesischen Algarveküste.

Zwei Männer stellen Sonnenschirme am Strand von Praia da Luz an der portugiesischen Algarveküste.

Foto: dpa/Armando Franca

Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet, geht die Polizei Hinweisen nach, wonach der heute 43-jährige deutsche Tatverdächtige auch für die Entführung des damals sechsjährigen René Hasee in einem portugiesischen Badeort verantwortlich sein könnte.

Der sechsjährige René aus Elsdorf bei Bergheim war dem Bericht zufolge im Jahr 1996 an einem Strand an der portugiesischen Algarve verschwunden, als seine Mutter und ihr Lebensgefährte ihn kurz aus den Augen gelassen hatten. Der Fall ereignete sich elf Jahre vor dem weltweit Aufsehen erregenden Verschwinden des damals dreijährigen Mädchens Maddie im Algarve-Ort Praia da Luz.

Renés Vater Andreas Hasee sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", er hoffe, dass er nun womöglich bald Gewissheit über das Schicksal seines Sohnes haben werde. Er glaube aber nicht, dass René noch am Leben sei.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig im Fall Maddie Mordermittlungen gegen den 43-jährigen verurteilten Sexualstraftäter Christian B. eingeleitet hat, der wegen anderer Sache in Haft sitzt. B. soll zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt haben.

Wie die "Magdeburger Volksstimme" und der "Spiegel" am Freitag berichteten, wird ebenfalls geprüft, ob der 43-jährige mehrfach vorbestrafte Sexualtäter Christian B. möglicherweise für das Verschwinden der fünfjährigen Inga verantwortlich sein könnte. Das Mädchen verschwand vor fünf Jahren im Landkreis Stendal.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stendal kündigte laut "Volksstimme" an, die Ermittlungen im Fall der vermissten Inga neu aufzunehmen. "Es wird jetzt geprüft, ob es neue Anhaltspunkte im Zusammenhang mit dem Mordverdächtigen in Braunschweig gibt", zitiert die Zeitung die Justizsprecherin.

Der "Volksstimme" zufolge soll Christian B., gegen den im Fall Maddie wegen Mordes ermittelt wird, ein verfallenes Grundstück in Neuwegersleben in der Börde besitzen. Auch der "Spiegel" berichtete, dass B. damals in der Region auf einem verfallenen Fabrikgelände wohnte. Bei einem Polizeieinsatz auf dem Anwesen im Jahr 2016 seien Datenträger mit kinderpornografischen Aufnahmen gefunden worden.

B. soll demnach womöglich in der Nähe gewesen sein, als Inga 2015 bei einem Familienbesuch im Stendaler Ortsteil Wilhelmshof, einer betreuten Wohnanlage, verschwand. Laut "Volksstimme" soll B. nur einen Tag vor dem Verschwinden von Inga auf einem Autobahnrastplatz bei Helmstedt einen Unfall gehabt haben. Helmstedt ist etwa 90 Kilometer von Stendal entfernt. Die Anwältin von Ingas Mutter fordert laut "Volksstimme" neue Ermittlungen.

Nach Ingas Verschwinden suchten Polizei und Helfer mehrfach große Waldstücke nach dem aus Schönebeck stammenden Mädchen ab. Die Ermittler gingen tausenden Spuren und Hinweisen nach - bis heute erfolglos.

Die damals dreijährige Madeleine war am 3. Mai 2007 aus ihrem Zimmer in einer Ferienanlage im südportugiesischen Badeort Praia da Luz verschwunden, wo sie mit ihrer Familie Ferien machte. Sie wurde bis heute nicht gefunden.

Im Fall Maddie ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen Mordes gegen den 43-jährigen Deutschen. Bei dem Beschuldigten handelt es sich demnach um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, der derzeit in anderer Sache eine längere Haftstrafe in Kiel verbüßt. Er soll zeitweise regelmäßig an der Algarve in Portugal gelebt haben.

Der Tatverdächtige war laut "Süddeutscher Zeitung" vor knapp zwei Jahren in Schleswig-Holstein zeitweise aus der Haft entlassen worden. Der 43-Jährige habe sich anschließend frei in Europa bewegen können und sei nach Italien gereist. Zu der Freilassung kam es demnach vor allem, weil die Staatsanwaltschaft Flensburg einen Antrag auf Auslieferung an die Justiz in Portugal zu spät stellte.

Es sei dabei um die Vollstreckung einer ursprünglich zur Bewährung ausgesetzten alten Haftstrafe gegangen. B. sei deshalb Ende August 2018 aus der Haft entlassen worden, nachdem eine andere Haftstrafe auslief. Erst am 27. September 2018 sei er wieder festgenommen worden. Seither sitzt er in Kiel in Haft.

(anst/AFP)
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