Auf Schwäbischer Alb Guide und Tourist aus Höhle gerettet - Höhenrettung übt Kritik am Einstieg

Reutlingen · Starker Regen lässt das Wasser in einer Höhle auf der Schwäbischen Alb ansteigen. Einem Höhlen-Guide und seinem Kunden ist der Weg ins Freie abgeschnitten. Am Montag wurden beide befreit.

 Einsatzkräfte stehen am Eingang der Falkensteiner Höhle. Ansteigende Wassermassen haben zwei Höhlengängern in Baden-Württemberg den Rückweg ins Freie abgeschnitten und einen Großeinsatz der Rettungskräfte ausgelöst.

Einsatzkräfte stehen am Eingang der Falkensteiner Höhle. Ansteigende Wassermassen haben zwei Höhlengängern in Baden-Württemberg den Rückweg ins Freie abgeschnitten und einen Großeinsatz der Rettungskräfte ausgelöst.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Zwei in einer Höhle in Baden-Württemberg eingeschlossene Männer sind aus ihrer Notlage gerettet worden. Einsatzkräfte befreiten am Montag zunächst einen Höhlen-Guide und einige Stunden später dessen Kunden. „Sie sind wohlauf und gut versorgt worden“, sagte Markus Metzger, Rettungsdienstleiter beim DRK-Kreisverband Reutlingen. Steigende Wassermassen hatten den beiden Höhlengängern am Sonntagabend den Rückweg ins Freie abgeschnitten und einen Großeinsatz von Rettungskräften ausgelöst.

Die beiden Männer hatten den Angaben zufolge etwa 650 Meter tief in der Falkensteiner Höhle auf der Schwäbischen Alb zwischen Grabenstetten und Bad Urach festgesessen. Etwa 90 Sanitäter, Feuerwehrleute sowie Kräfte der Berg- und Höhlenrettung waren am Montagvormittag im Einsatz, um den Eingeschlossenen zu helfen.

Höhlentaucher begleiteten zunächst den Guide ins Freie, weil dieser erfahrener und körperlich fitter gewesen sei, hieß es von den Einsatzkräften. Der Kunde des Mannes sei zunächst gewärmt und mit Nahrung aufgepäppelt worden. Zwei bis vier Taucher waren je Tauchgang über etwa 25 Meter im Einsatz.

Die Falkensteiner Höhle ist ein beliebtes Touristenziel auch bei Besuchern aus dem Ausland. Auf der Tourismus-Webseite der Stadt Bad Urach heißt es, sie sei eine „aktive Wasserhöhle“, aus der der Fluss Elsach ins Freie entspringe. Und: Touren in die Höhle seien nicht ungefährlich. „Bei erwartetem Starkregen und Gewittern sind keine tiefen Touren in die Falkensteiner Höhle möglich. Zu empfehlen ist eine Tour (...) mit einem erfahrenen Höhlen-Guide.“

Der heftige Regen in der Region hatte die Notlage ausgelöst - und der Leichtsinn der beiden Männer, wie der Einsatzleiter der Höhlenrettung, Michael Hottinger sagte. Bei der Wetterlage und dem starken Regen hätten sie wissen müssen, dass die Senken in der Höhle volllaufen und so den Rückweg versperren könnten.

Wegen des Einstiegs bei steigendem Wasser kritisierte auch Jens Hornung von der Malteser Höhenrettung den verantwortlichen Höhlenführer: „Da kommt man als Profi nicht drauf“, erklärte er. Der Bürgermeister von Grabenstetten, Roland Deh (parteilos), nannte die Aktion am Montagmorgen „eine Dummheit“. Die Tour sei „ein bissle leichtsinnig und nicht gut durchdacht“ gewesen.

Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha (Grüne), der wegen eines Termins in der Nähe war und sich an der Höhle ein Bild von der Lage machte, lobte die Arbeit der Retter. Der Einsatz sei ein Beispiel dafür, wie gut das Hilfesystem aufgestellt sei, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Um die Höhle begehen zu dürfen, bedarf es laut der Polizeiverordnung von Grabenstetten einer Genehmigung. Höhlengänger müssen dafür eine geeignete Versicherung vorweisen. Die Genehmigung ist für ein Jahr gültig. Sie kostet kommerzielle Anbieter 200 Euro und Privatleute 20 Euro.

Der Notfall in der Falkensteiner Höhle weckt Erinnerungen an das Höhlendrama mit einer Jungen-Fußballmannschaft in Thailand vor rund einem Jahr. Zwölf Jungen im Alter von 11 bis 17 Jahren sowie ihr 25 Jahre alter Trainer waren im Juni 2018 bei einem Ausflug in eine Höhle im Norden des Landes vom steigenden Wasserspiegel überrascht und eingeschlossen worden. Erst nach 17 Tagen kamen die letzten frei. Rund um die Welt fieberten Menschen bei der spektakulären Rettungsaktion mit.

Vor fünf Jahren war in der Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen der Höhlenforscher Johann Westhauser gut 274 Stunden in 1000 Metern Tiefe eingeschlossen. Tagelang kämpften Helfer rund um die Uhr bis zur Erschöpfung, um den Schwerverletzten aus der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands zu bergen. Der 52-jährige Baden-Württemberger war bei einem Steinschlag in der Höhle am Kopf schwer verletzt worden.

(mja/dpa)
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