Geld genommen oder nicht? Ex-Media-Markt-Manager vor Gericht

Augsburg · Auf den Anklagebänken sitzen Beschuldigte und Verteidiger dicht an dicht. Neben dem Ex-Media-Markt-Deutschlandchef müssen sich noch fünf weitere Männer wegen einer Schmiergeld-Affäre verantworten. Es geht um Bestechung im großen Rahmen.

 Der Mitangeklagte Bruno H. (l) steht am Donnerstag in Augsburg zusammen mit seinen Anwälten im Schwurgerichtssaal. Der frühere Regionalleiter der Elektronikkette Media Markt muss sich zusammen mit weiteren Angeklagten wegen Bestechlichkeit und Bestechung vor Gericht verantworten.

Der Mitangeklagte Bruno H. (l) steht am Donnerstag in Augsburg zusammen mit seinen Anwälten im Schwurgerichtssaal. Der frühere Regionalleiter der Elektronikkette Media Markt muss sich zusammen mit weiteren Angeklagten wegen Bestechlichkeit und Bestechung vor Gericht verantworten.

Foto: dpa, Stefan Puchner

Im Sitzungssaal des Augsburger Landgerichts sind am Mittwoch alle Augen und Kameras auf Michael Rook gerichtet. Dem Ex-Deutschlandchef von Media Markt wird die Annahme von Bestechungsgeld vorgeworfen - er bestreitet das vehement. Immer wieder nestelt er zum Prozessauftakt an seinem weißen Hemdkragen, fährt sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Der Blick des Mannes mit den längeren dunkelblond-grauen Haaren schweift suchend durch den Gerichtssaal. Doch ehe er richtig losgeht, wird der Prozess noch vor Verlesung der Anklage wegen Befangenheitsanträgen gegen die Richter unterbrochen - es geht nun erst am 26. Juni weiter.

Geld genommen oder nicht?: Ex-Media-Markt-Manager vor Gericht
Foto: Media Markt

Die Vorwürfe gegen Rook wiegen schwer. Er und ein Ex-Media-Markt-Regionalmanager sollen jahrelang in eine große Schmiergeld-Affäre verwickelt gewesen sein. Es geht um rund fünf Millionen Euro. Dafür vergaben sie der Staatsanwaltschaft zufolge exklusiv Aufträge an einen Unternehmer, der ebenfalls vor Gericht steht. Der habe das große Geschäft gewittert und jahrelang darauf setzen können, dass seine Mitarbeiter in Media-Markt-Filialen DSL-Verträge an den Mann brachten, glauben die Ankläger.

Die Anklage lautet auf gewerbsmäßige und bandenmäßige Bestechlichkeit

Auf den Anklagebänken wird es eng, als die sechs Beschuldigten und ihre Verteidiger am Mittwoch Platz nehmen. Die Staatsanwaltschaft hat zwar gegen neun mutmaßliche Beteiligte Anklage erhoben. In Augsburg sitzen allerdings nur sechs Angeklagte vor Gericht. Die Vorwürfe gegen die anderen drei - darunter die Ehefrau des Regionalmanagers - werden gesondert verhandelt.

Die Anklage lautet auf gewerbsmäßige und bandenmäßige Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung im geschäftlichen Verkehr - und Beihilfe dazu. Rook hat von Anfang an seine Unschuld beteuert.
Sein Anwalt betont am Rande der Verhandlung: "Er hat kein Geld erhalten." Ob sich sein Mandant im Laufe des Verfahrens äußern werde, könne er noch nicht sagen. "Erstmal hören wir zu."

Der Arbeitgeber Media Markt reagierte schnell, als die Affäre nach einem anonymen Hinweis an die zur Metro AG gehörende Media-Saturn-Gruppe ans Licht kam. Der Elektronikhändler schaltete die Staatsanwaltschaft ein und entließ Rook und den Regionalmanager.
Aus Unternehmenskreisen heißt es, viele Mitarbeiter seien "extrem geschockt" gewesen, als das Unternehmen durchsucht worden sei - und nicht weniger, als die Verhaftungen intern öffentlich gemacht worden seien. Ein Unternehmenssprecher sagte: "Falls wir die Geschädigten sind, prüfen wir Schadenersatzforderungen." Mehr wolle er während des laufenden Verfahrens nicht sagen.

(dpa)
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