Fast sechs Jahre Haft für Kickboxer Ex-Big-Brother-Kandidat erpresste Lotto-Millionär

Göttingen · Weil er einen Lotto-Millionär mit der Androhung von Gewalt um mehr als 400.000 Euro erpresst hat, muss ein Kickboxer mehrere Jahre hinter Gitter. Das Landgericht Göttingen verurteilte den 30-jährigen früheren Teilnehmer der Fernsehshow "Big Brother" am Freitag wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung zu fünf Jahren und neun Monaten Haft.

 Der Verurteilte Wissam N. (Mitte) sitzt zwischen seinen Anwälten Oliver Hille (rechts) und Andreas Helmstaedt.

Der Verurteilte Wissam N. (Mitte) sitzt zwischen seinen Anwälten Oliver Hille (rechts) und Andreas Helmstaedt.

Foto: dpa, Emily Wabitsch

Sein mitangeklagter Komplize erhielt ein Jahr und neun Monate Freiheitsstrafe zur Bewährung wegen Beihilfe. Das Gericht folgte weitestgehend dem Antrag des Staatsanwalts. Die Verteidigung verlangte Freispruch. Die Angeklagten beteuerten ihre Unschuld. Die Anwälte kündigten Revision an.

Nach fast 16 Monaten Beweisaufnahme waren Staatsanwalt und Verteidiger zu völlig konträren Schlussfolgerungen gekommen. Der Anklagevertreter sah eine "erdrückende Beweislage". Die Anwälte sahen dagegen die Unschuld ihrer Mandanten als erwiesen an, weil es Alibis für die Tatzeit gebe.

Das Gericht sah es wie der Anklagevertreter. Die Zeugen, die dem Hauptangeklagten für den Tag der Erpressung im Oktober 2011 ein Alibi geben sollten, seien nicht viel wert, meinte der Vorsitzende Richter . Die vermeintlich entlastenden Aussagen seien wenig verlässlich.

Die Kammer hält es für erwiesen, dass der vorbestrafte Kickboxer den Lotto-Millionär planmäßig erpresst hat. Der Mann aus dem südniedersächsischen Eichsfeld, der 1,7 Millionen Euro gewonnen hatte, sei dabei "ein leichtes Opfer gewesen".

Der Kickboxer hatte von dem Gewinn erfahren und wollte von dem Millionär Geld für ein geplantes Projekt zur Resozialisierung straffällig gewordener Jugendlicher. Als der Lotto-König dies ablehnte, drohte der Kickboxer ihm unter Mithilfe des zweiten Angeklagten mit Gewalt. Er habe dann aus Angst nach und nach 425.000 Euro gezahlt, hatte der Lottogewinner vor Gericht ausgesagt.

Nach der Festnahme hatte der Mitangeklagte bei der Polizei die Taten zugegeben, das Geständnis dann aber im Prozess widerrufen und behauptet, die Beamten hätten es ihm abgepresst. Die Richter werteten das als Lüge.

Dem Kickboxer drohen noch mehr Strafprozesse. Gegen ihn liegen acht weitere Anklagen vor, unter anderem wegen Versicherungsbetrug durch fingierte Autounfälle.

(dpa)
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