Der moderne Mann Es gibt sie noch — die Bastionen der Männer

Düsseldorf · Ob Jonges in Düsseldorf oder Schaffermahlzeit in Bremen: In manchem Club sind Frauen unerwünscht.

Männer und Frauen: Unterschiede erklärt in Grafiken
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Kleine Unterschiede zwischen Männern und Frauen

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Foto: Anna Radowski

Geschichten über Männerbünde füllen ganze Bücherwände. Als Kampf- und Schicksalsgemeinschaften entwickeln Männer bisweilen ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie alle Rivalität und Hahnenkämpfe vergessen lässt. In moderneren Zeiten haben sich die Gemeinschaften in exklusive Clubs verwandelt oder in Bereiche, zu denen Frauen keinen Zutritt haben.

Unter den altehrwürdigen Traditionen findet sich die Bremer Schaffermahlzeit, die seit 1545 einem strengen Regelwerk folgt. Bis heute sind beim alljährlichen Treffen im Bremer Rathaus nur Männer anwesend - je 100 Kauf- und Seeleute. Schließlich soll die Mahlzeit beide Gruppen zusammenführen, eine Art Schicksalsgemeinschaft der vom Seehandel abhängigen Hansestadt. Nur einmal war eine Frau geladen - Kanzlerin Angela Merkel.

Eine andere berüchtigte Männer-Bastion haben die Frauen bereits geschleift. Der exklusive Augusta-Golfclub in den USA hat seit Neuestem zwei Frauen als Mitglieder - die Unternehmerin Darla Moore und die frühere US-Außenministerin Condolezza Rice. Zuvor verlor der Club lieber spendable Sponsoren, als dass er auf die Männerexklusivität verzichtete. Der unbestätigten Legende nach haben alle republikanischen Präsidenten dem Golfclub angehört.

In Düsseldorf gibt es ebenfalls einen mehr als nur stadtbekannten Männerbund: die Düsseldorfer Jonges. Gerade erst wieder hat eine Frau versucht, den Fels in der Brandung zu erobern. Miriam Koch, Spitzenkandidatin der Grünen für das Amt der Oberbürgermeisterin, erklärte im Wahlkampf, Mitglied bei dem Heimatverein werden zu wollen. Denn das ist ja klar: in modernen Zeiten ein Verein nur für Männer? Das ist nicht aufgeklärt und somit eine Bastion, die es zu knacken gilt. Wie in den Jahren zuvor mit etlichen anderen gescheiterten Anläufen verlief auch Kochs Vorstoß im Sande. Mit ausgesuchter Freundlichkeit bedeutete man der streitlustigen Grünen, es gebe doch die Düsseldorfer Weiter, einen Verein nur für Frauen.

Jetzt ist es nicht so, dass Frauen bei den Jonges gar nicht vorkommen dürfen. Schon im Lied des größten Heimatvereins Deutschlands, wenn nicht Europas (mehr als 2500 Mitglieder), wird eine Frau besungen, nämlich die Mama. Die ist, wie Psychologen wissen, für Jungen sehr wichtig. Die Vereinshymne erinnert an die Situation, als "ich op ihr Schößke sprong, als ne Dösseldorfer Jong". Und auch sonst sind Frauen erlaubt: Bei gemeinsamen Ausflügen dürfen zuweilen die Ehefrauen mit, beim wöchentlichen Vereinsabend im Henkel-Saal sind auch Gastrednerinnen zugelassen, sogar die Linken-Top-Politikerin Sahra Wagenknecht zog hier schon die Aufmerksamkeit auf sich.

Doch es gibt auch einen Bereich, der nicht von Tradition bestimmt und doch anscheinend den Männern vorbehalten ist - die Informationstechnologie. Wer kennt schon den weiblichen Nerd? Google, Microsoft, Facebook, WhatsApp, Apple sind alle von Männern erfunden worden, 80 Prozent der Informatik-Studenten sind männlich, bei Entwickler-Konferenzen sucht man Frauen mit der Lupe. Richtig, das wird nicht bleiben, auch hier werden die Frauen langsam einrücken. Aber so lange bleibt der harte Kern der Computer-Freaks noch eine Männer-Bastion.

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(RP)
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