Totschlag Erstochen wegen "Ossi"-Witzen

Kassel (rpo). Weil ein 25-Jähriger auf einer Party beleidigende Witze über Ostdeutsche machte, stach ein 20-Jähriger Bekannter ihn nieder. Der junge Mann ostdeutscher Herkunft muss jetzt wegen Totschlags für sieben Jahre ins Gefängnis.

Das Kasseler Landgericht verurteilte den aus Brandenburg stammenden Heranwachsenden am Mittwoch zu einer Jugendstrafe. "Motiv für ihn waren Hass und Wut aufgrund der Provokationen", sagte der Vorsitzende in der Urteilsbegründung. Obwohl der Angeklagte damit aus niederen Beweggründen getötet habe, sei die Bluttat vom November vergangenen Jahres nicht als Mord zu werten. Der junge Mann habe spontan zugestochen, weil er sich von dem 25-jährigen Opfer massiv beleidigt gefühlt habe.

Der 20-Jährige hatte zusammen mit dem späteren Opfer eine Party im Bad Arolser Stadtteil Landau besucht und reichlich Alkohol getrunken. Schon auf dieser Feier war er zwei Mal mit dem 25-Jährigen aneinander geraten und hatte ihn gewürgt, weil er von ihm wegen seiner ostdeutschen Herkunft gehänselt worden war. "Maurer, Maurer, kommt herbei, macht Deutschland wieder ossifrei", soll das später Opfer unter anderem gesagt haben.

Auf dem gemeinsamen Heimweg am frühen Morgen war der Streit dann erneut hochgekocht und eskaliert. "Die Kammer geht davon aus, dass es außer den Ossi-Bemerkungen noch zu weiteren provokanten Bemerkungen gekommen ist", sagte der Richter. Der von Bekannten als leicht reizbar und gewalttätig beschriebene Angeklagte sei an jenem Tag besonders empfindlich gewesen, weil er kurz zuvor durch die theoretische Metzgerprüfung gefallen und von seiner Freundin verlassen worden war.

Das Landgericht stufte den 20-Jährigen als vermindert schuldfähig ein, da er bei dem tödlichen Streit stark angetrunken war und ihm der psychiatrische Sachverständige zudem eine "hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens" bescheinigt hatte. Als strafverschärfend wertete die Strafkammer dagegen die "Brutalität des Vorgehens" und "eine gewisse Unverfrorenheit": Der junge Mann habe über einen längeren Zeitraum immer wieder auf den 25-Jährigen eingestochen, der sich nur mit seinen bloßen Händen habe wehren können. Und später sei er noch einmal zu der Leiche zurückgekehrt, um das Handy des 25-Jährigen zu stehlen.

(afp2)
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