Folgen von "Katrina" Erste Fälle von Ruhr, Hilfsaktionen scheitern an Bürokratie

Baton Rouge (rpo). Die Hilfsaktionen laufen auf Hochtouren und doch scheitern viele Rettungsversuche an bürokratischen Hindernissen. Viele Ärzte und Krankenpfleger wollen freiwillig Überlebende im Katastrophengebiet behandeln, werden aber nach eigenen Angaben aufgehalten. Sogar ein modernes, nach den Anschlägen vom 11. September aufgebautes mobiles Krankenhaus wurde bis Sonntag nicht nach Louisiana durchgelassen

 Die Rettungsaktionen scheitern zum Teil an bürokratischen Hindernissen.

Die Rettungsaktionen scheitern zum Teil an bürokratischen Hindernissen.

Foto: AFP, AFP

Stattdessen wurde das Krankenhaus mit seinen Schwertransportern irgendwo im Nachbarstaat Mississippi geparkt. "Wir haben 30 Stunden gebraucht, bis hierher zu kommen", sagte einer der rund 100 Ärzte und Sanitäter aus North Carolina, Dr. Preston Rich in einem Telefoninterview. Ein paar Kilometer vom Einsatzgebiet entfernt gestoppt zu werden, sei einfach irre. Dabei seien allgemeine Pläne für den Einsatz des modernst ausgestatteten Krankenhauses erst ein paar Tage vor dem Hurrikan "Katrina" gebilligt worden, fügten andere Ärzte der Einheit hinzu.

Unterdessen wurden die ersten Fälle von Ruhr bekannt. Ein Aufnahmelager in Mississippi wurde geschlossen, nachdem 20 Personen wahrscheinlich nach dem Trinken verschmutzten Wassers erkrankten.

Die Leiterin der obersten US-Gesundheitsbehörde, Julie Gerberding, sagte nach dem Besuch eines Sichtungslagers in Louisiana, bislang seien relativ wenige Fälle von Ruhr bekannt geworden. "Wir stehen aber erst am Anfang des Prozesses", sagte die Chefin des Zentrums für Krankheitskontrolle und Vorbeugung, die am Sonntag mit Gesundheitsminister Michael Leavitt ein Sichtungslager auf dem Basketball-Feld der Universität von Louisiana besuchte. Die Ärzte rief sie auf, in den Flüchtlingslagern vor allem auf Tetanus und Kinderkrankheiten wie Masern und Keuchhusten zu achten. Im Zweifelsfalle solle geimpft werden: "Wir können kein Risiko eingehen", sagte Gerberding.

Angebot der Hilfe wird nicht angenommen

Rich zufolge verweigern Beamte des Staates Louisiana seinem mobilem Krankenhaus seit Tagen die Einfahrt nach New Orleans. Auch andere Ärzte berichteten, ihr Angebot zur Hilfe sei nicht angenommen worden. Ein Notarzt aus Ohio meldete sich beim US-Gesundheitsministerium, nachdem es auf der Webseite des Verbandes American Medical Association hieß, es würden freiwillige Ärzte gebraucht. Auf seine E-Mail bekam er die Antwort, er solle an diesem Abend den Fernsehsender CNN verfolgen, in dem Gesundheitsminister Leavitt eine Webseite mit einer Datenbank nennen wollte, in die sich Ärzte eintragen könnten. "Wie verrückt ist das?" schimpfte er in einer E-Mail an seine Tochter.

Dr. Jeffrey Guy, ein Chirurg der Vanderbilt-Universitätsklinik, ist nach eigenen Angaben mit den Ärzten des Mobil-Krankenhauses, das über 113 Betten verfügt, in Kontakt. Auch andere Krankenhäuser seien bereit, Patienten aufzunehmen, scheiterten aber an der Bürokratie. "Wir bringen in einem Land der Dritten Welt eine bessere Reaktion zu Stande", sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Der Abteilungsleiter für Gesundheitsfragen im Verteidigungsministerium, Bill Winkenwerder, räumte Probleme ein. Es sei aber von höchster Priorität, Mediziner so schnell wie möglich in dem Katastrophengebiet zum Einsatz zu bringen.

In Baton Rouge trafen am Sonntag hunderte von Freiwilligen ein. Einige davon sagten, sie hätten sich mit Behörden Louisianas abgestimmt. Auch rund 100 Tonnen Medikamente waren auf dem Weg, wie es hieß. Sie werden benötigt, Seuchen zu verhindern, die bei Hitze, Mückenplage und dem Kontakt des mit Leichen und Fäkalien verschmutzten Wassers ausbrechen könnten.

(ap)
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