Nach Tod von drei Kindern Ermittler in Dortmund liefern erste Ergebnisse
Dortmund · Nach dem Tod dreier Kinder in Dortmund tritt die Stadt dem Eindruck entgegen, das Jugendamt habe sich nicht gut genug gekümmert. Das Amt habe zu keiner Zeit Hinweise gehabt, dass das Wohl der Kinder gefährdet sei, betonte die Stadt Dortmund am Mittwoch.
Seit Februar stand das Jugendamt im Kontakt mit dem Vater und seinen vier, zehn und zwölf Jahre alten Kindern. "Die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes gewannen in den persönlichen Kontakten mit der Familie den Eindruck, dass der Vater einen liebevollen Umgang mit seinen Kindern pflegte", heißt es in einer fast vier DIN-A4-Seiten umfassenden Stellungnahme der Stadt. "Das Jugendamt hatte zu keinem Zeitpunkt Erkenntnisse, die auf eine Kindeswohlgefährdung hindeuteten." Auch sei nie eine Meldung zu der betroffenen Familie eingegangen.
In der Wohnung der Familie waren am Freitag bei einem Feuer die Leichen des vierjährigen Jungen und seiner zwölf Jahre alten Schwester gefunden worden. Ihr zehnjähriger Bruder starb später im Krankenhaus. Die Obduktionen ergaben, dass alle Kinder Opfer einer Gewalttat wurden. Verdächtig ist die Lebensgefährtin des Vaters, die in Untersuchungshaft sitzt und die Tat bestreitet.
Kinder sollen in Türkei beigesetzt werden
Die Ermittler halten sich weiter bedeckt. "Es gibt erste Teilergebnisse", sagte Staatsanwältin Ina Holznagel, ohne Details zu nennen. Zurzeit würden die gesicherten Spuren ausgewertet. Die Kinder sollen nun in der Türkei beigesetzt werden. Der Vater habe dazu noch am Mittwoch in das Heimatland der Familie aufbrechen wollen, erklärte die Stadt.
Das Dortmunder Jugendamt hatte nach Angaben der Stadt im September 2011 vom Umzug der Familie ins Ruhrgebiet erfahren. Vater und Kinder seien seit dem Unfalltod der Mutter 2009 im Sauerland vom Jugendamt unterstützt worden. Laut Stadt Dortmund kam es dann im Februar zum direkten Kontakt: Dem Jugendhilfedienst sei mitgeteilt worden, "dass der Kindesvater einige Zeit abwesend sein werde".
Nach Rückkehr des Vaters habe das Jugendamt der Familie einen Hausbesuch gemacht. "Die Wohnung befand sich in einem kindgerechten Zustand und es gab keinerlei Anzeichen auf eine Kindeswohlgefährdung", erläuterte die Stadt.
Erster Brand im Februar
Ende Februar kam es zu einem ersten Brand in der Wohnung der Familie. Die Ermittler machten dafür damals zündelnde Kinder verantwortlich. Danach kam die Familie im Erdgeschoss desselben Hauses in der Dortmunder Nordstadt unter.
Bei einem weiteren Hausbesuch im Mai habe der Vater angekündigt, "dass die Kinder nach Schuljahresende dauerhaft zu Verwandten in die Türkei ziehen sollten", heißt es in der Mitteilung. Schulen und Kindergarten seien über die Pläne informiert und gebeten worden, "das Jugendamt zu verständigen, sollte es Hinweise geben, dass die Kinder zu diesem Umzug gezwungen werden". Da solche Hinweise ausgeblieben seien, "gab es keinen Anlass, die Betreuung weiter aufrecht zu erhalten".