Erhöhtes Risiko Das sollten Sie über Waldbrände wissen

Düsseldorf · Sonne, Hitze, Trockenheit: In vielen Regionen Deutschlands ist das Waldbrandrisiko erhöht. Was man über Waldbrände wissen sollte - und wie man sich jetzt richtig verhält.

 Die Waldbrandgefahr nimmt bei steigenden Temparaturen zu (Archivfoto).

Die Waldbrandgefahr nimmt bei steigenden Temparaturen zu (Archivfoto).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Waldbrände können durch natürliche Ursachen wie durch einen Blitzeinschlag entstehen. Meist liegt es aber am fahrlässigen Verhalten von Menschen. In Kombination mit einer anhaltenden Trockenheit in vielen Waldgebieten ist das sprichwörtlich brandgefährlich. Wichtige Fragen und Antworten:

Was sorgt gerade für die große Waldbrandgefahr?

„Eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen sowie eine Situation bei der Vegetation, wie sie jetzt beginnt“, erklärt Rainer Städing, ehrenamtlicher Sprecher vom Bund Deutscher Forstleute. Die frische grüne und auch feuerhemmende Vegetation fange durch die Sommertemperaturen an zu verwelken und zu vertrocknen. Oft braucht es dann nur einen Funken oder ein Stück Glut und das gut brennbare Material geht in Flammen auf und kann auf trockenes Unterholz und Bäume überspringen.

Was löst in Deutschland Waldbrände aus?

Laut Städing entstehen die meisten Waldbrände durch den Menschen. „Das absichtliche Zündeln ist dabei nicht die häufigste Ursache, obwohl es das natürlich auch gibt“, so der ehemalige Förster. Hauptgrund sei unachtsames Verhalten, wie die achtlos weggeworfene Zigarettenkippe - auch aus dem Auto heraus. „Durch den Fahrtwind glüht die Zigarette nochmal richtig auf. Fällt diese dann in eine trockene Böschung an einem Waldrand, fängt es an zu brennen“, so Städing.

Die Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung schlüsselt es detailliert auf: In knapp der Hälfte der 2018 gemeldeten 1708 Brände blieb die Ursache unklar. Beim Rest ist die Lage eindeutig: 25,5 Prozent Fahrlässigkeit, 12,9 Prozent Brandstiftung, 7,9 Prozent Sonstiges, also etwa Funkenflug von Eisenbahnbremsen oder ähnliches. In 4,7 Prozent der Fälle sind natürliche Faktoren ein Auslöser - wie etwa ein Blitzschlag.

Können Glasscherben einen Waldbrand auslösen?

Nein, sagt Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand beim Deutschen Feuerwehrverband (DFV). Selbst unter idealen Bedingungen konnte das bei Versuchen nicht nachgewiesen werden. Ob mit Scherben oder Flaschenböden - es wurde nie die nötige Zündtemperatur erreicht. Dass Scherben über einen angeblichen Brennglaseffekt einen Waldbrand auslösen können, ist also ein Mythos. Ungeachtet dessen haben Glasscherben im Wald nichts verloren.

Was möglich ist: Klare Plastik- oder Glasflaschen voll mit klarer Flüssigkeit können unter Idealbedingungen Brände auslösen. Das Risiko bewertet Cimolino aber als gering: „Die Flasche muss voll sein, und das Sonnenlicht muss in einem bestimmten Winkel für eine gewisse Zeit da durchscheinen.“

Kann mein Auto einen Waldbrand verursachen?

Kurz: Ja. Mit seiner heißen Abgasanlage kann ein Auto Bodengewächse sehr einfach in Brand setzen. Zum Beispiel der Katalysator kann sich nach Angaben des Tüv Thüringen auf mehrere Hundert Grad Celsius erhitzen. Parkt man so ein heißes Auto auf trockenen Gräsern oder trockenem Waldboden, kann das schief gehen.

Was mache ich, wenn ich einen Waldbrand bemerke?

„Lieber einmal öfter die Feuerwehr rufen als einmal zu wenig“, sagt Ulrich Cimolino. Je besser die Standortangaben sind, umso schneller kann die Suche nach dem Feuer und die Brandbekämpfung beginnen. Angst vor Kosten müsse niemand haben. Wer in gutem Glauben einen Waldbrand meldet, erhält keine Rechnung oder Anzeige.

Oftmals können Waldbesucher aber nicht genau erklären, wo sie sich befinden, sagt Förster Rainer Städing. „Es gibt aber Apps, die auf den Wald und die Orientierung in Notfällen ausgerichtet sind“. Die App „Hilfe im Wald“ (Android/iOS) beispielsweise zeige einem den nächstgelegenen Rettungspunkt, der Referenzcode kann Einsatzkräften bei der Orientierung helfen.

Soll ich kleine Entstehungsbrände selbst löschen?

„Erst die Feuerwehr rufen, dann selbst löschen“, sagt Waldbrandexperte Cimolino. Ist die Feuerwehr alarmiert, kann man auch selbst Löschversuche unternehmen. „Das kann ich mit Wasser machen, wenn ich Wasser habe.“ Oder man nimmt Äste mit Blättern und versucht, das Feuer auszustreichen, oder trampelt es mit festen Schuhen nieder.

Wichtig: Auf die eigene Sicherheit achten. Sind die Flammen oder die brennende Fläche zu groß, bringt man sich besser in Sicherheit. „Richtig und nachhaltig löschen ist schwierig ohne ausreichend Wasser und Werkzeug“, sagt Cimolino.

Wie verhalte ich mich allgemein bei Brandgefahr?

Der Deutsche Wetterdienst bewertet das Waldbrandrisiko in Stufen. Ist das Waldbrandrisiko stark erhöht, darf die Forstbehörde sogar ein Betretungsverbot verhängen. Die Verbote sind oft durch eine entsprechend Beschilderung gekennzeichnet und sollten befolgt werden.

Grundlegende Verbote wie ein Rauchverbot im Wald oder für das Entfachen eines Feuers etwa zum Grillen, können unabhängig von der jeweils geltenden Waldbrandstufe bestehen. „Dann lieber mit der Zigarette warten, bis man wieder an dem Parkplatz angekommen ist“, empfiehlt Förster Städing. Und diese dann auf dem Schotter mit genug Abstand zur Vegetation ausdrücken.

(ahar/dpa)
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