Urananreicherungsanlage Gronau Erhöhte Strahlung: Mitarbeiter in Klinik

Gronau (RPO). Bei einem Zwischenfall in der Urananreicherungsanlage Gronau ist am Donnerstag ein Mitarbeiter erhöhter Strahlung ausgesetzt worden. Wie eine Sprecherin der Betreiberfirma Urenco am Freitag mitteilte, bestand für die Anwohner der Anlage keine Gefahr.

 Die Betreiberfirma Urenco hat erste Erkenntnisse zu dem Zwischenfall bekannt gegeben.

Die Betreiberfirma Urenco hat erste Erkenntnisse zu dem Zwischenfall bekannt gegeben.

Foto: ddp, ddp

Während die Landesregierung einen genauen Bericht anforderte, verlangten Atomkraftgegner eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls.

Der Mitarbeiter wurde zur Beobachtung in das Universitätsklinikum Münster eingeliefert. "Von dem Mann geht keine Strahlung aus", sagte der Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum, Otmar Schober. Sein Zustand sei "sehr gut". Derzeit seien keine Frühschäden erkennbar. Zu Spätschäden könne man noch nichts sagen.

Bei dem Vorfall in der Behältervorbereitung seien radioaktive Stoffe freigesetzt worden, sagte die Urenco-Sprecherin. Die verstrahlte Raumluft sei gefiltert worden und nicht nach draußen gedrungen. Wie es zu dem Vorfall kam, ist derzeit noch unklar. Über den Zwischenfall wurde das zuständige Landeswirtschaftsministerium informiert.

Am Donnerstag um 15.05 Uhr sei man als atomrechtliche Aufsichtsbehörde von Urenco "über ein meldepflichtiges Ereignis" in Gronau in Kenntnis gesetzt worden, teilte das Landeswirtschaftsministerium in Düsseldorf mit. Nach Angaben des Betreibers sei um 14.32 Uhr im Raumbereich Behältervorbereitung Uranhexafluorid (UF6) freigesetzt worden. In diesem Raum sollte ein als "leer und gewaschen" angelieferter Uran­behälter von einem Mitarbeiter für eine Druckprüfung vorbereitet wer­den. Hierbei kam es zu der Freisetzung von Uranhexafluorid in noch unbekannter Menge. Nach Angaben des Betreibers seien nach ersten Abschätzungen "wahrscheinlich nur wenige Gramm UF6 freigesetzt" worden, teilte das Ministerium mit.

Der betroffene Mitarbeiter erlitt laut Ministerium einen Schock. Er sei am Arm sowie an den Beinen und an den Füßen "kontaminiert" worden. Die Betreiberfirma habe erklärt, dass der Mann ansprechbar sei und mit seiner Familie gesprochen habe.

Messungen hätten ergeben, dass eine Belastung der Bevölkerung "nicht anzunehmen" sei, teilte das Ministerium weiter mit. Die Messwerte der Umgebungsüberwachung hätten "keinerlei Auffällig­keiten" gezeigt. Der TÜV sei mit der Untersuchung des Vorfalls beauftragt worden. "Urenco muss nun detailliert zu dem Vorfall berichten und zu daraus resultierenden Konsequenzen Stellung nehmen."

Atomkraftgegner forderten eine Untersuchung des Zwischenfalls durch externe Fachleute. "Das in Gronau behandelte Uranhexafluorid ist radioaktiv und reagiert mit Feuchtigkeit zu tödlicher Flusssäure", sagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Politiker von SPD und Grüne verlangten angesichts des Störfalls ein Festhalten am Atomausstieg. "Die Atomkraft ist nicht beherrschbar", sagte NRW-SPD-Generalsekretär Michael Groschek. "Es wird immer so getan, als wäre Gronau nur eine Schokoladenfabrik, eine ganz normale Chemiefabrik", sagte NRW-Grünen-Fraktionsvize Reiner Priggen. Dabei würden fast 40 Prozent der westeuropäischen Atomkraftwerke allein durch Gronau am Laufen gehalten. Gronau ist seit dem Start 1985 die einzige kommerzielle Urananreicherungsanlage in Deutschland.

(DDP/can)
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