Schwerer Unfall mit vier Toten im Hamburg Eppendorfer Todesfahrer entschuldigt sich

Hamburg · Der Todesfahrer von Hamburg-Eppendorf hat vor Gericht erstmals sein Schweigen gebrochen und die Angehörigen der Unfallopfer um Verzeihung gebeten.

"Es tut mir unsagbar leid", sagte der Angeklagte am Montag, dem achten Verhandlungstag, vor dem Landgericht. "Mir fehlen nach wie vor die Worte. Ich würde am liebsten alles zurückdrehen."

Der 40-Jährige räumte in seiner Aussage ein, dass er schon vor dem Horror-Crash im März 2011 Anfälle hatte und seit Jahren Medikamente gegen Epilepsie nimmt. Er bestritt aber vehement, Epileptiker zu sein. Das "tragische Ereignis" in Eppendorf sei für ihn "aus heiterem Himmel" gekommen. Bei dem schweren Unfall waren vier Menschen getötet worden, darunter der Schauspieler Dietmar Mues und dessen Frau sowie der Sozialforscher Günter Amendt.

Bei der Nebenklage stießen die Einlassungen des Angeklagten auf scharfe Kritik. "Kein Mensch glaubt ihm ein Wort", sagte der Anwalt Wolf Römmig, der die drei Söhne des Ehepaares Mues vertritt. "Er gibt immer andere Erklärungen ab." Er sei "empört und entsetzt" über die Aussagen. "Das war das Gegenteil von einem Geständnis."

Laut Anklage hatte der Unfallfahrer am 12. März 2011 unmittelbar vor einer Kreuzung im Stadtteil Eppendorf einen Krampfanfall und war mit mindestens Tempo 100 über eine rote Ampel gerast. Sein Wagen schleuderte in eine Gruppe von Fußgängern und Radfahrern. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er sich trotz seiner Epilepsie-Erkrankung ans Steuer gesetzt habe. Denn bereits zuvor hatte er drei Unfälle verursacht; dabei sollen teilweise ebenfalls Anfälle eine Rolle gespielt haben.

Der 40-Jährige sagte, seinen ersten Anfall habe er 1993 gehabt, als er gerade bei der Bundeswehr war. Seit 2005 nehme er anti-epileptische Medikamente. Einen der drei Unfälle, die er vor dem Crash in Eppendorf hatte, führte er nicht auf seine Krankheit, sondern auf ein technisches Versagen zurück. Auch weitere Anfälle im Büro, die mehrere frühere Arbeitskollegen vor Gericht geschildert hatten, bestritt er. Seine Kollegen hätten sich möglicherweise "schlichtweg geirrt".

Die Vorsitzende Richterin Birgit Woitas warf ihm daraufhin vor, er unterstelle mehreren Zeugen, sie hätten das Gericht angelogen. Woitas betonte: "Ich habe den Eindruck, dass Sie Ihre Erkrankung nicht richtig angenommen haben."

Der Angeklagte bestritt auch, dass ihn seine Verlobte nach schweren Anfällen im Büro abgeholt habe, um ihm frische Sachen zu bringen - das hatten zwei frühere Kolleginnen ausgesagt. Gegen die Lebensgefährtin ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Falschaussage. Die Frau - sie ist seit 15 Jahren mit dem Angeklagten zusammen - hatte vor Gericht erklärt, sie habe nie etwas von der Erkrankung ihres Freundes mitbekommen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort