Empörung in Berlin Polizisten machen Liegestütze am Holocaust-Mahnmal

Berlin · Polizisten haben das Holocaust-Mahnmal in Berlin für das Training von Liegestützen missbraucht. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik entschuldigte sich und verurteilte die Aktion vom Pfingstwochenende.

 Das Holocaust-Mahnmal in Berlin (Archivbild).

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin (Archivbild).

Foto: RP/dpa, fux dul soe

Die "Bild"-Zeitung und die "B.Z." berichteten am Montag von Videoaufnahmen, die uniformierte Beamte bei Sportübungen an den Blöcken des Mahnmals für die ermordeten Juden in Europa zeigen sollen. „Das Verhalten der Kollegen ist eine Missachtung dessen, wofür gerade dieses Mahnmal steht und entspricht nicht der Achtung, die ihm entgegengebracht werden muss und die ihm von der Polizei Berlin auch entgegengebracht wird“, teilte Slowik mit. „Es verletzt für mich zudem das Andenken an die Ermordeten.“

Den Berichten zufolge soll sich der Vorfall bereits am Pfingstwochenende zugetragen haben. Die Beamten gehörten demnach zu einer Alarmhundertschaft, die wegen mehrerer Demonstrationen im Regierungsviertel eingesetzt war. Ein Foto in der „B.Z.“ zeigt uniformierte Polizisten, die an den Steinblöcken des Mahnmals Liegestütze machen. Dabei sollen sie sich gegenseitig mit Handys gefilmt haben.

Das Mahnmal, das 2005 zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten sechs Millionen Juden eröffnet wurde, besteht aus rund 2700 verschieden hohen, dunkelgrauen Betonblöcken. Verboten ist dort laut Hausordnung Rennen, Lärmen, das Springen von Block zu Block, Rauchen und Alkoholkonsum. Manche Touristen nutzen das Gelände zum Sonnen, Picknicken und für Handy-Selfies.

Slowik betonte, es gehe um „einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens“ sowie „einen Ort der Mahnung für die Gegenwart, für die Zukunft“. Die Polizei werde diese den Kollegen „unmissverständlich verdeutlichen, das Fehlverhalten klar aufzeigen sowie den Sachverhalt dienstrechtlich aufarbeiten“. Gerade mit Blick auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde entschuldige sie sich ausdrücklich.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: „Das Verhalten der Kollegen ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Das Holocaust-Denkmal ist kein Abenteuerspielplatz. Diese unerklärliche Aktion verhöhnt den Genozid an Millionen Menschen und tritt die Werte, für die unsere Berliner Polizei steht, mit Füßen.“ Anscheinend bestehe selbst innerhalb der Polizei großer Nachholbedarf im Bereich politische Bildung.

(felt/dpa/AFP)
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