Moderator lästert über Popband BTS „Irgendein Scheißvirus“ – Fans werfen Radiosender Bayern3 Rassismus vor

München · In seiner Live-Sendung auf Bayern3 hat der Moderator die südkoreanische Band BTS mit einem „Scheißvirus“ verglichen. Tausende Fans sind sauer. Der Sender muss sich nun mit massiven Rassismusvorwürfen auseinandersetzen.

 Die südkoreanische Band BTS.

Die südkoreanische Band BTS.

Foto: AP/Richard Shotwell

Weil er in seiner Radiosendung auf Bayern 3 die südkoreanische Popband BTS beleidigt hat, sieht sich der Moderator Matthias Matuschik heftigen Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Matuschik hatte in seiner Sendung „Matuschke – der etwas andere Abend“ am Mittwoch zunächst darüber geschimpft, dass die Band ein Akustikkonzert für MTV aufgezeichnet habe. „Und dann geben diese kleinen Pisser auch noch damit an, dass sie von Coldplay ,Fix You’ gecovered haben. Wo ich sage: ,Das ist Gotteslästerung!’ Das sage ich als Atheist. Das ist Frevel. Dafür werdet ihr in Nordkorea Urlaub machen für die nächsten 20 Jahre“, wetterte Matuschik weiter. Mit der Musik der erfolgreichen Band könne er nichts anfangen, erklärte der Moderator und sagte, sie sei wie „irgendein Scheißvirus, wogegen es hoffentlich bald ebenfalls eine Impfung gibt“.

 Fans der Band zeigten sich empört über die Aussagen. Bereits am Donnerstagabend trendete der Hashtag #Bayern3Racist auf Twitter mit mehr als einer Million Tweets. Dies veranlasste den Bayerischen Rundfunk, Stellung zu beziehen und sich dafür zu entschuldigen, Gefühle verletzt zu haben. Es sei Charakter der Sendung und des Moderators, seine Meinung „klar, offen und ungeschminkt“ zu äußern, heißt es in der Stellungnahme. Und weiter: „In diesem Fall ist er aus dem Versuch heraus, seine Meinung ironisch-überspitzt und mit übertrieben gespielter Aufregung darzustellen, in seiner Wortwahl übers Ziel hinausgeschossen und hat damit die Gefühle der BTS-Fans verletzt.“ Das sei in keiner Weise beabsichtigt gewesen. Es handele sich um die persönliche Meinung des Moderators, die nichts mit der Herkunft und dem kulturellen Background der Band zu tun habe. Zudem wurde auf Matuschiks Engagement in der Flüchtlingshilfe und gegen Rechtsextremismus hingewiesen. Dies ändere aber nichts daran, dass Äußerungen des Moderators als verletzend oder rassistisch empfunden worden seien. „Dafür entschuldigen wir uns in aller Form.“

Der Radiomoderator entschuldigte sich am Freitag ebenfalls. Er sei sehr bestürzt über die Reaktionen, teilte Matuschik mit. „Es tut mir sehr leid und ich möchte mich aufrichtig entschuldigen.“ Seine Moderation sei „komplett daneben“ gewesen. Er „verstehe und akzeptiere, dass ich viele von euch, insbesondere die asiatische Community, durch meine Worte rassistisch beleidigt haben könnte. Das war niemals meine Absicht, aber mir ist bewusst, dass am Ende zählt, wie die Worte bei den Empfängern ankommen – und nicht, wie sie gemeint waren.“

 Der Moderator hatte in der Sendung selbst offensichtlich noch versucht, seine Aussagen zu relativieren. „Nichts gegen Südkorea, man kann mir jetzt nicht Fremdenfeindlichkeit unterstellen, nur weil diese Boy-Band aus Südkorea ist“, sagte er. „Ich habe ein Auto aus Südkorea. Ich habe die geilste Karre überhaupt.“ Zum Schluss spielte er Coldplay mit deren Originalsong „Fix You“. Der Sender kündigte eine Aufarbeitung des Vorfalls an. „Es ist nicht akzeptabel, mit welchen Worten er sich über die Band BTS geäußert hat“, hieß es am Freitagnachmittag von Bayern 3. „Wenn Aussagen von vielen Menschen als beleidigend oder rassistisch empfunden werden, dann waren sie es auch.“

Von den meisten K-Pop-Fans – als K-Pop wird koreanischsprachige Popmusik bezeichnet – wurde die Entschuldigung des Senders als fadenscheinig bewertet. So schrieben die Macher des K-Pop-Podcasts „Seoulified“, dass die Entschuldigung „eine Farce“ sei, ein „Schlag ins Gesicht aller Betroffener“. Es gehe nicht nur um die Beleidigung von BTS, sondern „um Alltagsrassismus“. Zudem stieg die Zahl der Tweets zum Hashtag #Bayern3Racist weiter an.

Der Sender betonte: „Es ist uns aber ein Bedürfnis klarzustellen, dass Matthias meilenweit von rassistischen Ansichten entfernt ist, wie er seit Jahren durch sein Handeln und Wirken für ein friedliches Miteinander der Menschen in Bayern – ungeachtet ihrer Nationalität, Kultur, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Religion – bewiesen hat.“ Der Moderator und seine Familie würden inzwischen massiv bedroht. (mit dpa)

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