Nach Käßmann-Rücktritt EKD-Ratsmitglieder für Schneider als Nachfolger

Tutzing (RPO). Führende Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben sich am Rande einer Ratssitzung am Samstag im bayerischen Tutzing für Nikolaus Schneider als Nachfolger der zurückgetretenen Ratsvorsitzenden Margot Käßmann ausgesprochen.

2010: Margot Käßmann erklärt ihren Rücktritt
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Der Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, sagte am Samstag in Tutzing: "Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Zusammenarbeit mit Nikolaus Schneider über diesen Herbst hinausreichte. Er genießt hohes Vertrauen in der Synode."

Als bisheriger Stellvertreter Käßmanns wird Schneider den Ratsvorsitz bis zur Neuwahl im November führen. Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich sagte, auch sein Wunsch sei es, dass Schneider über den Herbst hinaus an der Spitze stehe.

Schneider, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist, erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft. Wenn die Frage auf der Synode an ihn "gestellte würde, bin ich offen, positiv darauf zu antworten". Bis dahin wolle er seine Möglichkeiten nutzen, "zu gestalten und auch zu prägen". Besonders bei sozialen Themen "werde ich mich deutlich zu Wort melden", kündigte der amtierende Ratsvorsitzende an.

Alle drei Kirchenvertreter betonten aber, dass der Rat keine Personaldiskussion geführt habe und der Wahlversammlung nicht vorgreifen wolle. Erst im November auf der Synode werde der Rat einen Vorschlag machen, sagte Göring-Eckardt. "Wir wollen keine Vorentscheidung treffen. Der Rat ist auch nicht vollständig. Die Synode soll frei entscheiden", sagte die Vorsitzende der Synode.

Käßmann war am Mittwoch als Ratsvorsitzende und Hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten, weil sie betrunken über eine rote Ampel gefahren war. Göring-Eckardt sagte, mit diesem Rücktritt habe sie "unserer Kirche einen großen Dienst erwiesen". Der Rat sei sich in dem Wunsch einig, dass "Käßmann eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleibt".

Grüne werben um Käßmann

Käßmann wird derweil von den Grünen umworben. Wie die "Bild"-Zeitung am Samstag berichtete, will die kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Agnes Krumwiede, die Theologin in die Politik und zu den Grünen holen. "Frau Käßmann wäre ein Gewinn für uns Grüne, obwohl es wichtig ist, dass Kirche und Politik unabhängige Instanzen bleiben", sagte Krumwiede der Zeitung.

Laut einer repräsentativen Umfrage von Emnid für "Bild am Sonntag" halten 58 Prozent der Protestanten Käßmanns Rücktritt für richtig. 41 Prozent verneinten dies. Bei den Katholiken bejahten 51 Prozent den Rücktritt, 47 Prozent halten ihn für falsch. Bei den nicht-christlichen Befragten ist eine Mehrheit von 52 Prozent sogar der Meinung, Käßmann hätte wegen ihrer Alkoholfahrt nicht zurücktreten müssen. Nur 45 Prozent in dieser Gruppe finden den Rücktritt richtig. Emnid befragte am vergangenen Donnerstag 501 Menschen.

(apd/AFP/das)
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